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Albert Bocklage – ein Nachruf

Am 23. April verstarb der Vechtaer Künstler Albert Bocklage. OM-Online erinnert mit diesem Nachruf an ihn und sein beeindruckendes Werk.

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Albert Bocklage malte sein Leben lang mit Hingabe und stellte seine Werke international aus. Foto: privat

Albert Bocklage malte sein Leben lang mit Hingabe und stellte seine Werke international aus. Foto: privat

Er hat Stadtgeschichte begreifbar gemacht und sakralen Räumen eine einmalige Note gegeben. Vor allem Bronze und Acrylfarbe waren dabei für ihn die erste Wahl. Albert Bocklage (1938 bis 2023) war einer der kreativen Köpfe aus dem Kreis Vechta, der deutschlandweit für seine Arbeiten bekannt war. Sein Schwerpunkt lag in der Gestaltung sakraler Räume, aber er malte auch und gestaltete Skulpturen. Seine Schaffenskraft zeigt sich an vielen Stellen im Oldenburger Münsterland und darüber hinaus. Zudem war er Gründungsmitglied des 1969 ins Leben gerufenen Kunstvereins Kaponier in Vechta und unterrichtete zwischen 1973 und 1989 Kunst am Gymnasium in Lohne. Sein Ziel als Kunstlehrer: „Er wollte den Schülern die Freude an der Kunst mitgeben“, sagt seine Frau Elisabeth Bocklage.

„Es zeigt seinen großen Mut und Antrieb sich mit Kunst zu beschäftigen.“

Georg Bocklage

Albert Bocklage wurde als zweiter von elf Söhnen einer Handwerkerfamilie in Vechta geboren. Nach der Volksschule machte er eine Ausbildung zum Maler. Doch er träumte von mehr. Der Vechtaer wollte künstlerisch und kreativ gestalten. Dafür ging er nach Ratingen und arbeitete tagsüber auf der Baustelle, um abends und am Wochenende sein Abitur nachzuholen. „Das war ein schwerer Weg“, weiß sein Bruder Georg Bocklage. „Das zeigt seinen großen Mut und den Antrieb, sich mit Kunst zu beschäftigen.“

Albert Bocklage studierte von 1959 bis 1964 an der Kunstakademie in Düsseldorf und in Krefeld Malerei und Glasmalerei. Ein Jahr vor seinem Examen ermöglichte Josef Karl Giesen, Professor für Kunst und Kunsterziehung und einer von Bocklages frühen Förderern, eine Ausstellung an der Pädagogischen Hochschule in Vechta.

Kurz nach seinem Abschluss nahm Albert Bocklage 1967 an einem internationalen Wettbewerb zur Fenstergestaltung des Domes zu Münster teil. Er belegte den 7. Platz und seine Entwürfe wurden in einer anderen Kirche umgesetzt. „Es war sein Einstieg“, sagt Georg Bocklage. Und zwar in seinen späteren Arbeitsschwerpunkt: die Gestaltung des liturgischen Raumes einer Kirche.

In der St.-Andreas-Kirche in Emsbüren konzipierte Albert Bocklage die Neugestaltung des Innenraumes. Foto: privatIn der St.-Andreas-Kirche in Emsbüren konzipierte Albert Bocklage die Neugestaltung des Innenraumes. Foto: privat

Im Laufe seines Lebens gestaltete der Vechtaer die Fenster oder Innenräume von mehr als 50 Kirchen im norddeutschen Raum. „Die Details waren für ihn ganz wichtig“, sagt Elisabeth Bocklage. In der Hand Albert Bocklages habe oft die ganze Arbeit – von der Planung bis zur Umsetzung – gelegen, denn für ihn sollte sich eine gestalterische Handschrift durch den gesamten Kirchenraum ziehen. „Ohne einen gläubigen Bezug ist so eine Arbeit nicht machbar“, weiß Elisabeth Bocklage.

Auch Pater Karl Gierse sprach bei der Beisetzung des Künstlers von einer tiefen Religiosität. „Er war ein Perfektionist“, sagt Georg Bocklage. „Er machte keine Kompromisse.“ Seine künstlerische Integrität und Verantwortung sei ihm wichtig gewesen. So auch in St. Jakobus in Sögel, wo er sich trotz seiner schweren Krankheit bis zum Schluss um die Details gekümmert habe.

Albert Bocklage gestaltete diese Skulptur im Ortskern Bakums. Foto: privatAlbert Bocklage gestaltete diese Skulptur im Ortskern Bakums. Foto: privat

„Viele wissen gar nicht, was er alles gemacht hat“, meint Georg Bocklage. „Er hatte immer den Mut, einfach zu machen“, sagt Elisabeth Bocklage. Ihr Mann habe sich immer wieder ausprobiert und neu herausgefordert. So habe er unter anderem Buchillustrationen gestaltet, die Bürgermeisterketten von Vechta und Lohne geschaffen oder die Messgewänder in Füchtel entwurfen. Er schuf die Reliefs der Siedlungskerne von Cloppenburg und Friesoythe sowie die Skulptur „Dei Müse van Aite“.

„Es war ihm ein Spaß und eine Freude, seine Erlebnisse und Gedanken in die Malerei einfließen zu lassen.“

Stephan Bocklage

„Er hat all die Jahre immer gemalt“, erzählt Stephan Bocklage. „Es hat ihm immer Spaß gemacht“. Seine Bilder wurden in Frankfurt, Zürich oder Straßburg ausgestellt. „Es war ihm ein Spaß und eine Freude, seine Erlebnisse und Gedanken in die Malerei einfließen zu lassen“, sagt Stephan Bocklage.

Albert Bocklage habe Platz zum Arbeiten gebraucht und so habe er früh die Idee gehabt, im Kaponier ein Atelier und eine Galerie einzurichten, erzählt Georg Bocklage. „Ich kann mich noch gut erinnern, als Jugendlicher Albert dabei geholfen zu haben, die Holzböden einzuziehen.“ Später gründete er dort mit Bert Niemeyer den Kaponier Kunstverein. Regelmäßige Ausstellungen mit Werken von Künsterlinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland sind dort seitdem Programm.

Der aktuelle Vorsitzende des Kunstvereins, Dr. Stephan Siemer, sagt: „Albert Bocklage hat immer darauf geachtet, dass wir einen deutschlandweiten Blick haben und so kamen renommierte Künstler nach Vechta.“ Bocklage habe immer gesagt, dass die Kunst die Menschen zum Nachdenken anregen solle. Daher müsse sie kontrovers sein. Dieses Vermächtnis lebe im Kunstverein fort. 

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