10. Dammer Stiftungskonzert: Über Spiel von Macht und Liebe

Es gehört in Damme zur Weihnacht, wie der Schmuck in den Gassen und der Glanz aus dem Dom: Das Festliche Konzert auf dem Hof Zerhusen zugunsten der Dammer Bürgerstiftung. In diesem Jahr ging es zurück zur schönen Tradition, das Konzert in der Scheune Zerhusen in Osterdamme zu zelebrieren. Im vergangenen Jahr hatte es, das war auch schön, im Dammer Dom stattgefunden, da die Bautätigkeiten auf dem Zerhusen-Gelände zu viel Unruhe brachten.

Zum zehnten Weihnachtlichen Stiftungskonzertes mit dem „Deutschen Blechbläserquintett and friends“ unter der Leitung von Heiko Maschmann hatte Familie Zerhusen ihre Festscheune wie zu jedem Konzert in grün-gold und schimmernd geschmückt und die Dammer zu den festlichen und anderen Klängen eingeladen.

Am Samstag blieben einige Plätze leer

Und das gleich an zwei Tagen am zweiten Adventwochenende. Bestuhlt war für etwa 250 Gäste. Am Samstag blieben leider einige Stühle leer, die Krankheitswelle zog ihre Kreise. In Summe besuchten am Wochenende rund 450 Gäste die zwei Konzerte.  „Der Erlös aus Bratwürstchen- und Getränkeverkauf geht zu Gunsten von Projekten der Dammer Bürgerstiftung“, informierte Vorsitzender der Stiftung Gerd Muhle. Sein Dank ging an die Familie Zerhusen, die erneut die Scheune zur Verfügung stellte.

Und dann liefen sie schon ein, das Deutsche Blechbläserquintett and friends. Die Herren in schwarz-weißem Frack, mit glänzenden Lackschuhen und ihrem Blech in Gold oder Silber. Sind sie auf der hölzernen Bühne zum Empfangsapplaus wie in Henry Maskes bester Zeit, spielen sie unter dem großen Adventskranz aus goldenen Kugeln und zwischen den über sechs Meter hohen geschmückten Weihnachtsbäumen auf. Ein Feeling wie „Eine Weihnacht für alle“ keimt und ist wohl auch so gedacht.

Das 11-köpfige Ensemble plus Schlagzeuger Julian Luttmer kennt sich inzwischen in Damme gut aus. „Es ist immer wieder sehr schön, hier zu sein“, sagt ein gut gelaunter Posaunist Martin Hofmeyer. Er spielt im NDR Hannover Pop Orchestra und bei den Düsseldorfer Symphonikern. Wie er spielen die Musiker in unterschiedlichen Philharmonien. In Düsseldorf, im Bergischen oder der Neuen Philharmonie Westfalen.

Bläserquintett formiert für sich für Konzert neu

Die Basis bildet das von Maschmann 1984 gegründete Blechbläserquintett. „Für Festivals oder solche Konzerte wie heute formieren wir uns neu und das ist mit friends im Titel gemeint“, sagt Tubist Volker Schmitt. Für ihn rückte Chef Maschmann den ersten Solistenstuhl nach vorne: „Er mimt die Arie der Königin der Nacht aus der Zauberflöte“, erläutert Moderatorin Claudia Westendorf.

Schmitt übernimmt mit Instrument statt Stimme die Rolle, die im vergangen Jahr in anderem Werk als Sopranistin Steffi Isenberg pflegte. Mozarts Epos an Tuba ist nicht weniger speziell und schillernd, wie das Konzert, in dem die Blechbläser einmal so ganz unter sich sind und nicht wieder und wieder ihre Einsätze als Jäger im Wald oder Burgfried-Leute an der Fanfare spielen.

Genau diese Summe Blech macht die Grandiosität in George Bizets „Carmen-Suite“ aus: Musiker und Publikum beamen sich aus Norddeutschland direkt in Spaniens heißen Süden nach Sevilla. Erfahren musikalisch das Spiel von Macht und Liebe im Milieu von Militär, Kavallerie, Drill und Kampf. Die gut recherchierten Geschichten liefert Westendorf brillant. Ihre Ausführungen bilden das Fundament für das darauf gehörte. Nur die Interpretationen bleiben bis zum Hören ein Geheimnis.

In Aktion: Das "Deutsche Blechbläserquintett and friends. Foto: Brauns-Bömermann

Wie „Elsas Zug zum Münster“ aus Richard Wagners „Lohengrin“ im Eigenarrangement für Blech verbindlich und feudal daherkommt. Der nächste in den Fokus gerückte Notenständer gehört Markus Bellmund am Flügelhorn. Das Mitgründungsmitglied des Blechbläserquintetts interpretiert „Autumn Leaves“, die Ballade, die schon Nat King Cole oder Eric Clapton gefiel, als grandiosen Jazz-Standard zur Weihnacht. American und französische Weihnacht fanden Einklang und am Schluss war wie immer das Publikum gefragt: Die Standards zum Mitsingen, das machte Spaß.

Wenn die carnevalbegeisterten Dammer am 9. Februar noch nichts vorhaben, empfiehlt sich der Besuch in der Tonhalle in Düsseldorf: Dort spielt „Frech wie Blech“ der Düsseldorfer Symphoniker mit Heiko Maschmann. Das Ensemble ist in der Mission „Wir retten den Karneval“ musikalisch unterwegs.

Wer ist das „Deutsche Blechbläserquintett and friends“? Trompete: Ferenc Mausz, Lionel Jaquerod, Markus Bellmund, Thomas Meise. Horn: Daniel Wicht, Heiko Maschmann. Posaune: Arno Pfeuffer, Dani Téllez, Lasse Kirst, Martin Hofmeyer. Tuba: Volker Schmitt. Schlagzeug: Julian Luttmer.