Großes Entwicklungspotenzial im Wissenschaftsstandort Nordwest sieht Björn Thümler, der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur. Als Festredner beim 48. cramer ampts mahl der Oldenburger Wirtschaftlichen Vereinigung "Der Kleine Kreis" in Vordersten-Thüle betonte er, dass eine Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft, wie sie im Oldenburger Land gepflegt werde, wichtig sei.
Zum Anfang seiner Rede listete Thümler den 90 führenden Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft allerlei Projekte in der Region auf, die von der Landesregierung neuerdings finanziell unterstützt werden. Vorher hatte die neu gewählte Vorsitzende, Mirja Viertelhaus-Koschig, selber die erste weibliche Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung, einen höheren Frauenanteil an den Hochschulen gefordert.
Region hat ein Wahrnehmungsproblem in der Wissenschaft
Sie beklagte zudem, dass man in Hannover nicht so oft in den Nordwesten schauen würde. „Dieses Wahrnehmungsproblem muss endlich gelöst werden“, sagte sie in Richtung des Ministers. Gerade die Universitätsmedizin in Oldenburg werde oft ignoriert, aber auch die Vechtaer Uni sei wenig präsent. Dabei wurde der Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) am Standort Vechta von Thümler gesondert hervorgehoben, das Thema der nachhaltigen und zukunftsorientierten Agrar- und Ernährungswirtschaft sei wichtig.
"Wir stehen recht gut dar und nehmen eine gute Entwicklung", erklärte Thümler über den Nordwesten. Oldenburg und Osnabrück als neue Standorte für das "Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz" sei nur ein Beispiel von vielen. Aber auch nach der Aufstockung auf 120 Studienplätze für Medizin in Oldenburg bleibe der Standort noch "ein Nadelöhr". Die Aufgabe der Politik sei es, einen Weg für die Zukunft zu schaffen. Vogelforschung, Informationstechnologie, Hörforschung, Windenenergieforschung – die Region sei bereits in vielen Wissenschaftsbereichen führend. "Da reden wir zu wenig drüber", stellt Thümler fest.
- Info: Das "ampts mahl der cramer" wurde von der Vereinigung "Der Kleine Kreis" 1973 eingeführt, um sich damit auf die 400-jährige Tradition eines gemeinsamen Treffens der Kaufleute-Zunft zu besinnen. Jährlich sprechen prominente Politiker zu aktuellen Themen auf der Veranstaltung mit festgelegtem Ablauf und zeremoniellen Hammerschlägen in Pollmeyers Bauernstuben.