Mehr als 300 Selbstständige stehen im Branchenbuch der Gemeinde Lastrup. Ein gutes Drittel von ihnen war am Mittwoch der Einladung zum jährlichen Unternehmerfrühstück gefolgt. Gastredner war diesmal der Geschäftsführer des Verbundes Oldenburger Münsterland, Jan Kreienborg. Sein Thema: Was können die Betriebe gegen den Fachkräftemangel tun und wie schaffen sie es, junge, gut ausgebildete Leute in die Region zu locken.
Die Aufgabe sei nicht leicht und könne nur gemeinsam bewältigt werden, betonte Kreienborg. Wer im Oldenburger Münsterland aufgewachsen sei, kenne dessen Vorzüge und kehre nach Ausbildung und Studium oft gern wieder zurück. Schwieriger sei es dagegen, Auswärtige zum Umzug in die Landkreise Cloppenburg und Vechta zu bewegen. Der Mehrwert, den der ländliche Raum böte, etwa die hohe Eigenheimquote, werde zwar seit der Pandemie stärker erkannt. Kreienborg sieht jedoch noch jede Menge Kommunikationsbedarf und ärgert sich, wenn die Region in den Medien ausschließlich mit Borstenvieh und Gummistiefeln in Verbindung gebracht wird.
Unternehmenskultur wird immer wichtiger
Der Verbund soll das ändern und durch Marketingmaßnahmen die Attraktivität des Oldenburger Münsterlandes erhöhen. Finanziell getragen wird er überwiegend von den beiden Landkreisen. Unternehmen können sich ebenfalls gegen einen Jahresbeitrag beteiligen. Sie sollen letztlich von den Werbefeldzügen profitieren, die der Verbund auf Messen, mit Flyern, Plakataktionen und immer stärker auch im Internet führt – zum Beispiel mit einem Jobportal, das Firmen bei der Mitarbeitersuche unterstützt. Der Fachkräftemangel zöge sich mittlerweile durch viele Branchen. Kreienborg kenne Restaurantbesitzer, die sonntags geschlossen haben und Friseursalons mit 4-Tage-Woche. Den Mitarbeitern ginge es jedoch nicht nur um mehr Geld, auch das Drumherum müsse stimmen. Um das Thema Unternehmenskultur könne sich deshalb kein Chef mehr drücken. Dazu gehöre auch, den "Faktor Frau" besser einzubinden als bisher.
Das OM brauche sich hinter anderen Regionen jedoch keineswegs zu verstecken, betonte Jan Kreienborg. Corona, Krieg und Inflation hätten den Aufschwung nicht ausgebremst. Auch die Bevölkerung wachse weiter. Aktuell leben rund 314.000 Menschen zwischen Barßel und den Dammer Bergen. Beeindruckend sei auch die Innovationsfähigkeit. "Auf 100.000 Einwohner bezogen ist sie höher als in Städten wie Hamburg, Berlin oder Köln", erklärte Kreienborg stolz. Die beiden Kreise und ihre Kommunen möchte er gern unter der gemeinsamen Dachmarke OM bundesweit bekannter machen. Sein Vorbild ist die Region Südtirol. "Jeder kennt und liebt sie, aber kaum einer könnte ihre einzelnen Gemeinden aufzählen."
Lastruper Betriebe zahlen viel Gewerbesteuer
Die Unternehmer im Landhaus zeigten ihr Interesse an einer stärkeren Zusammenarbeit, äußerten aber auch Kritik an der oft schleppenden Bürokratie. Wirtschaftlich scheint es den meisten gut zu gehen. Mit 7,5 Millionen Euro hatten sie zuletzt so viel Gewerbesteuer an die Gemeinde gezahlt, wie noch nie. Die heimischen Betriebe hätten der Pandemie erfolgreich getrotzt, lobte auch Bürgermeister Michael Kramer. Zwar sank die Zahl der Beschäftigten zuletzt leicht. Dennoch zeige die Entwicklung ganz klar nach oben.