Rinderauktion findet erstmals im Zelt hinter der Münsterlandhalle statt
Die Markthalle in Cloppenburg ist geschlossen, also setzen die Rinderzüchter auf die Notlösung "Zelt". Bis mindestens Mai sollen die Auktionen dort stattfinden. Das aber ist teuer.
Vom Zelt zurück in die Halle: 180 Rinder waren am Dienstag im Angebot. Im Durchschnitt kosteten sie 1993 Euro. Foto: Niemeyer
Das beste Rind im Zelt ging nach Spanien: 3000 Euro zahlte der Händler aus Südeuropa am Dienstag für die Färse aus dem Zuchbetrieb Stolle. Sie war eines von 180 Rindern, die am Dienstag durch das kleine Zelt liefen, das erstmals für die Zuchtrinderauktion der Masterrind GmbH hinter der Münsterlandhalle aufgebaut wurde.
Auch die zwei noch geöffneten Nebenhallen wurden genutzt, um die Rinder anzubinden, zu melken und zu waschen. "Wir wollen den Maklern zeigen, dass der Standort in Cloppenburg erhalten bleibt", sagt Josef Brinkhus von Masterrind, der die Auktion alle 6 Wochen in Cloppenburg organisiert. Mindestens bis Mai soll das Zelt stehen bleiben, erklärt Brinkhus. Die "Notlösung" ist notwendig, weil die Münsterlandhalle aufgrund von Mängeln an der 91 Jahre alten hölzernen Dachkonstruktion aktuell geschlossen ist.
Ob die Stadt sich letztlich für einen Neubau oder eine Sanierung der Halle entscheidet, ist für Brinkhus nebensächlich. "Wichtig ist, dass etwas passiert", sagt er. Der Auktionsstandort in Cloppenburg sei optimal. Er verweist einerseits mit Blick auf die vielen Kunden aus dem Südoldenburger Raum sowie aus dem Emsland, der Wesermarsch und dem Osnabrücker Raum auf die zentrale Lage Cloppenburgs. Andererseits sei rund um die Halle reichlich Platz für die Viehwagen der Händler.
Zweites Gutachten sorgt für ein wenig Hoffnung
Ganz auf die Münsterlandhalle mussten die Besucher der Auktion dann aber doch nicht verzichten: Über einen schmalen Gang durften sie durch die Halle zu den Toiletten gehen. Dafür sei extra ein Gutachten notwendig gewesen. Die Stadt wartet indes noch auf das Ergebnis eines zweiten, tiefergehenden Gutachtens über den Zustand der Münsterlandhalle. Bis Ende März solle es vorliegen. Auf dessen Grundlage könnte die Halle eventuell im Sommer wieder übergangsweise geöffnet werden, hatte Stadthallen-Geschäftsführer Alfons Lücking noch Anfang Februar gesagt.
Organisiert die Auktionen in Cloppenburg: Josef Brinkhus von der Masterrind GmbH. Foto: Niemeyer
Sollte es so kommen, dürfte sich Josef Brinkhus freuen, denn die aktuelle Zeltlösung verursache erhebliche Mehrkosten, erklärt er. Habe die Zuchtorganisation Masterrind sonst lediglich die Tagesmiete für die Halle zahlen müssen, kommen nun zur (Dauer-)Miete für das Zelt noch die Kosten für Auf- und Abbau hinzu. Zudem sei es schade, nicht mehr alles unter einem Dach anbieten zu können.
Die Rinder, die am Dienstag durch das Zelt liefen, wechselten für durchschnittlich 1993 Euro den Besitzer. Auch Kunden aus Holland und Spanien haben an der Auktion teilgenommen, sagt Brinkhus. Erstmals war Thomas Gätje der Auktionator.
"Früher waren die Auktionen richtige Events"
Gehörte die Münsterlandhalle jahrzehntelang zur Tradition der Züchter, sei die aktuelle Situation erst einmal fremd, sagt Alfons Meyer, der in Drantum Deckbullen aufzieht und an der Auktion teilnahm. "Ich bin mit der Münsterlandhalle aufgewachsen", sagt er. Seit er klein sei, war er regelmäßig auf den Viehauktionen in der Halle. "Das waren früher, vor 30 Jahren, richtige Events", sagt Meyer. Das bestätigt auch Brinkhus: "Früher hatten wir Auktionen mit bis zu 500 Tieren", sagt er. Der Strukturwandel habe allerdings dazu geführt, dass insbesondere viele Milchbauern in der Region aufgegeben hätten. Die Landwirte, die noch übrig seien, "sind heute voll mit Arbeit", sagt Meyer. Ihnen fehle oft schlicht die Zeit, um an Viehauktionen teilzunehmen. Stattdessen laufe viel über die Sozialen Medien.
Foto: Niemeyer
In den 91 Jahren, die die Münsterlandhalle mittlerweile steht, haben sich auch die Milchkühe stark verändert. Heute sind sie größer, haben bessere Euter und geben viel mehr Milch, erklärt Brinkhus. „Damals waren es 4000 bis 5000 Liter im Jahr, heute sind es über 10.000.“