Hendrik Bröring: Das hält keiner lange durch
Die Afrikanische Schweinepest setzt den Landwirten inzwischen massiv zu. Der Sauenhalter aus Essen sieht die Branche am Abgrund und fordert die Politik zum Handeln auf.
Georg Meyer | 30.09.2020
Die Afrikanische Schweinepest setzt den Landwirten inzwischen massiv zu. Der Sauenhalter aus Essen sieht die Branche am Abgrund und fordert die Politik zum Handeln auf.
Georg Meyer | 30.09.2020
Schlägt Alarm: Hendrik Bröring sieht die Schweinehaltung durch Tierseuchen und politische Auflagen gefährdet. Foto: Hogartz
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) setzt den Landwirten inzwischen massiv zu. Während die Schlachthöfe den Mästern deutlich weniger Geld für ihre Schlachtschweine auszahlen, als noch vor wenigen Wochen, sehen sich die Sauenhalter bereits mit dem Rücken zur Wand. Zurzeit erhalten sie für jedes Ferkel nur einen Grundpreis von 27 Euro. „Das hält keiner lange aus“, sagt Hendrik Bröring. Der Sauenhalter aus Essen weist darauf hin, dass die Schweineproduktion genauestens getaktet ist - von der Besamung der Sauen über die Geburt, die Aufzucht und Mast, bis hin zur Schlachtung könne dieser Kreislauf nicht ohne weiteres gestoppt werden. Die Sauenhalter stünden am Ende der Kette und könnten dem Preisdruck nicht ausweichen. Deshalb sei es notwendig, dass die Schlachtunternehmen auch in ASP Zeiten gesunde Tiere vermarkten können, heißt es in einer Mitteilung des Kreislandvolkverbandes Cloppenburg. Eine besondere Verantwortung komme jetzt auch dem Lebensmitteleinzelhandel zu. Rückblick: Zu Beginn des Jahres konnten Schweinemäster mit auskömmlichen Schlachtpreisen um 1,80 Euro pro Kilogramm rechnen. Das änderte sich Mitte April, bedingt durch die Corona-Pandemie. Im Mai zahlten die Schlachtunternehmen noch etwa 1,60 €/kg, später sank der Preis weiter auf 1,47 €/kg. Nach dem Fund des ersten mit der Schweinepest infizierten Wildschweins in Brandenburg kam es im September zu einem regelrechten Preiseinbruch auf 1,27€/kg (MT berichtete). „Für Schweinehalter ist es jetzt nicht mehr möglich, kostendeckend zu arbeiten“, erklärt Bröring. Der Landwirt kritisiert vor allem die Politik. Sie habe es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, notwendige Regionalisierungsabkommen mit den bisherigen Abnehmern in Asien auszuhandeln. Der Export deutschen Schweinefleisches in Drittstaaten ist wegen der ASP zurzeit nicht mehr möglich. Zugleich aber steigen die Kosten für mehr Tierwohl und Umweltleistungen, darunter Abluftreinigungen und moderne Schleppschlauchtechniken für die Ausbringung von Gülle. Bröring geht davon aus, dass das Jahr für die Schweinehalter mit einem dicken Minus zu Ende gehen wird. „Um langfristig in Deutschland eine Schweinehaltung wirtschaftlich zu halten, muss die Politik über vernünftige Rahmenbedingungen nachdenken“, fordert der Essener. Die Zahl der bestätigten ASP-Fälle ist mittlerweile auf 29 gestiegen. Alle liegen innerhalb des gefährdeten Gebietes in Brandenburg, bestätigt das Friedrich-Löffler-Institut. Laut dem Landvolkverband sind die Tierhalter im Kreis Cloppenburg für den Ernstfall vorbereitet. Deutschland könne es jedoch nicht gelingen, die ASP zu überwinden, solange immer wieder erneute Infektionen aus dem stark betroffenen Polen drohen. Eine funktionierende Zaunanlage, wäre eine Lösung des Problems. Vergangene Woche hatte der Deutsche Jagdverband den Zustand des mobilen ASP-Zaunes rund um das Kerngebiet in Brandenburg bemängelt. Das dortige Verbraucherschutzministerium hat inzwischen klargestellt, dass der in einem Video gezeigte Zaun „gar nicht mehr benötigt“ werde. Er sei um den ersten Fundort herum für das inzwischen erweiterte erste Kerngebiet gebaut worden. "Die Sauenhalter stehen am Ende der Kette und können dem Preisdruck nicht ausweichen."Hendrik Bröring, Landwirt aus Essen
Die Kosten für mehr Tierwohl und Umweltleistungen steigen
Landvolkverband betont, die Tierhalter seien vorbereitet
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