Nun ist es also soweit: Die Gaspipeline Nord Stream 1 ist abgeschaltet. Das ist erst einmal keine Überraschung, waren die Wartungsarbeiten doch schon vor längerer Zeit angekündigt worden. Die eigentliche Schicksalsfrage, die man sich im Hinblick auf den nahenden Herbst und Winter rund ums Berliner Kanzleramt stellen muss, ist: Wird Kreml-Tyrann Putin den Gashahn überhaupt wieder aufdrehen, wenn die angesetzte Wartungsphase vorüber ist?
Was also tun, müssen sich Scholz, Habeck und Co. fragen lassen. Kein Zweifel: Ein deutscher Kuschelkurs mit Moskau und dem Ziel, "Schönwetter" zu machen, wäre nicht nur erniedrigend und illoyal dem freien Westen und allen Bündnispartnern gegenüber. Er wäre ebenso wirkungs- wie hoffnungslos, wird Putin am Tage X eh den Daumen heben oder senken, wie es ihm in jenem Moment opportun erscheint.
"Eine deutsche Bundesregierung hat immer noch an erster Stelle die Interessen des eigenen Volkes zu vertreten."Heiko Bosse
Gleichwohl ist es keine Option, die Hände in den Schoß zu legen und zu resignieren. An anderer Stelle kann nämlich gehandelt werden. Dass die Bundesregierung sich bei der kanadischen Regierung darum bemüht hat, die in Nordamerika gewartete Siemens-Turbine für Nord Stream 1 zurückzugeben, auch wenn damit eine Ausnahme nationaler Sanktionen gegen Russland in Kauf genommen wird, ist ein richtiger Schritt.
Bei aller Strenge, bei allem Stirnbieten dem russischen Aggressor gegenüber hat eine deutsche Bundesregierung immer noch an erster Stelle die Interessen des eigenen Volkes zu vertreten. Und die bestehen nicht darin, ab Januar bei Kerzenschein in eisigen Wohnungen zu sitzen. Falscher Stolz ist hier fehl am Platze.