Der größte Softwarehersteller im OM beschäftigt bereits 95 Mitarbeiter
Amcon mit Sitz in Cloppenburg ist Softwarehersteller für Fahrgeldmanagement- und Fahrgastinfosysteme. Das Unternehmen hat bekannte Verkehrsunternehmen als Kunden – jetzt auch die Stadtwerke Remscheid.
Sprechen von einer „sehr guten Auftragslage“: Die Amcon-Inhaber Olaf Clausen (links) und Darius Rauert. Foto: Kühn
Softwarehersteller Amcon meldet einen weiteren Auftrag. Das Unternehmen mit Sitz in Cloppenburg setzte sich jetzt gegen namhafte Mitbewerber bei einer europaweiten Ausschreibung der Stadtwerke Remscheid durch. Diese waren auf der Suche nach einem neuen zentralen Vertriebssystem. Die vorhandene Systemlandschaft wird nun in Teilen durch Komponenten der Branchenlösung "Amcon.System" ersetzt. Die Projektumsetzung startet in diesem Monat, freuen sich die Eigentümer der Softwareschmiede, Darius Rauert und Olaf Clausen.
Amcon? Ist einer von ganz wenigen renommierten Softwareherstellern in Deutschland, die Verkehrsunternehmen Fahrgeldmanagement- und Fahrgastinformationssysteme für Busse und Bahnen anbieten und individuell anpassen, sagt Rauert.
Keimzelle des heutigen Unternehmens war eine "Uni-Ausgründung"
1992 startete Clausen das Vorgängerunternehmen als "Uni-Ausgründung", und begann mit Programmierarbeiten für Auftraggeber aus dem Öffentlichen Personennahverkehr. Der heutige Mitinhaber Darius Rauert stieß als Lehramtsstudent dazu, programmierte aushilfsweise mit. "Irgendwann kam dann die Nachfrage, ob denn nicht auch die Programmierung von Fahrkartenautomaten möglich sei", blickt Mathematiker Clausen zurück.
"Wir haben Marktchancen gesehen", berichtet Rauert, denn sein künftiger Kompagnon verfügte bereits über einen Kundenstamm, dem man auch größere Softwarelösungen anbieten konnte. Im Jahr 2010 gründeten beide deshalb schließlich Amcon, ausgehend von der gemeinsamen Überzeugung, dass "das Digitale, die Software für den Fahrkartenverkauf und die in diesem Bereich benötigten Informationen und Kontrollen immer wichtiger wird". Wesentlich wichtiger als die "Hardware", betont Rauert, deshalb stelle Amcon "Stempelautomaten" für Busse und Bahnen oder Fahrscheinterminals für Bahnhöfe bis heute nicht selbst her. Mithilfe von Partnern biete man diese Hardware zwar an, das Softwaregeschäft bleibe aber der Kern und das solle sich nicht ändern.
Auch das zentrale Vertriebssystem der Stadtwerke Remscheid wird nun durch Softwarelösungen von Amcon unterstützt. Foto: Stadtwerke / Mang
Die Stadtwerke in Remscheid übernehmen mit derzeit 90 Bussen auf 29 Linien den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Stadt in Nordrhein-Westfalen. Das Projekt in der 110.000-Einwohner-Kommune ist ein weiteres in einer ganzen Reihe, die Amcon seit der Gründung im Jahr 2010 erfolgreich durchgeführt hat, zählt Rauert Kunden wie die Hamburger Hochbahn, die Stadtwerke München oder die Verkehrsbetriebe Berlin auf. Ein "echter Referenzpartner sind aber die Harzer Schmalspurbahnen. Die Dampflokomotiven, die den Brocken hinaufschnaufen, kennt eigentlich jeder", sagt Rauert.
Amcon ist das größte Softwareunternehmen im Oldenburger Münsterland mit heute 95 Mitarbeitern. Noch sind diese in Cloppenburg auf mehrere Standorte verteilt, doch das wird sich ändern. Das Unternehmen geht nach Molbergen. Dort hat man "vor Corona" ein Grundstück erworben, um ein eigenes Firmengebäude zu errichten. Die Pandemie verzögerte das Bauverfahren, so dass die beiden Inhaber hoffen, "in diesem Sommer mit dem Bau zu beginnen", sagt Rauert. Projektiert ist der Bau für 158 Mitarbeiter.
Mit intensiver Werbung auf Fachmessen, zunächst unbezahlten Pilotprojekten, eigener Forschungsarbeit oder Marketingveranstaltungen im Oldenburger Münsterland hat man sich im Markt einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Um unterscheidbar zu sein, spiele man bei allen Marketingmaßnahmen bewusst die "regionale Karte", erläutert Rauert. So geht man mit Kunden schon einmal boßeln.
Mit Blick auf das Fehlen von Fachkräften setzt Amcon auf Ausbildung
Die nötigen Fachinformatiker und Programmierer, Ingenieure – diese Fachkräfte findet man allesamt vor Ort? "Nein. Wir haben natürlich auch das Fachkräfteproblem", sagt Rauert, der für den Vertrieb und das Personal verantwortlich zeichnet, während Clausen die (programmier-)technischen Dinge im Blick hat. "Da es ausgebildetes Personal nicht gibt, setzen wir auf den eigenen Nachwuchs." Insgesamt 24 der 95 Mitarbeiter befinden sich in einer Ausbildung. 18 junge Menschen studieren dual, 6 sind in der Ausbildung zum Fachinformatiker.
Die "Auftragslage ist sehr gut", berichten Rauert und Clausen, die ihren Jahresumsatz aber nicht offenlegen wollen. Der Verdienst generiere sich heute nicht mehr ausschließlich durch Neukundengeschäfte, sondern immer mehr durch Wartungs- und Erweiterungsaufträge. Auch angesichts neuer Services wie "Echtzeitdienste" gemäß dem Motto "Wann kommt der Bus an?" oder der vielfältigen digitalen Bezahlmöglichkeiten ist Clausen um die Zukunft nicht bange. Der Ausbau des ÖPNV sei außerdem politisch gewollt: "Wir hoffen deshalb schon in diesem Jahr unseren 100. Mitarbeiter begrüßen zu können", schmunzelt er.