Bei der Frage nach russischem Gas muss Europa hart bleiben
Thema: Russisches Gas fließt wieder nach Europa – Moskaus Kalkül, Verunsicherung in Europa zu schaffen, geht auf. Dagegen muss sich Europa wehren.
Max Fuhrmann | 21.07.2022
Thema: Russisches Gas fließt wieder nach Europa – Moskaus Kalkül, Verunsicherung in Europa zu schaffen, geht auf. Dagegen muss sich Europa wehren.
Max Fuhrmann | 21.07.2022
Das Gas fließt – zwar gedrosselt, aber die Gewissheit, dass der so wichtige Rohstoff aus dem Osten nun doch erst mal ankommt, schafft vorerst etwas Erleichterung auf dem europäischen Gasmarkt und verringert die Furcht vor gänzlich leeren Gasspeichern im Winter – vorerst. Denn: Noch kann es sich Russland nicht leisten, auf die Einnahmen durch die Gaskäufer aus dem Westen zu verzichten. Chinas und Indiens Energiehunger wächst zwar beständig. Doch ist die Abhängigkeit beider Staaten vom Kreml-Gas noch lange nicht hoch genug, um das zahlungswillige, nach Gas lechzende Europa endgültig von Lieferungen auszuschließen. Und auch dem Kreml ist klar: Neben Energie-Exporten gibt es für Russland kaum nennenswerte Einnahmequellen. Gleichzeitig inszeniert sich Moskau stets als zuverlässiger Lieferant. Würde Moskau den Gashahn nun komplett zudrehen, hätte das Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit in anderen Staaten, die ebenfalls Energie aus Russland beziehen. Dennoch: Sicher ist in diesen Zeiten nichts. Das Kalkül Putins, Verunsicherung in Europa zu schaffen, ging schon auf. Und wenn Moskau einen fadenscheinigen Grund findet, den Gashahn doch wieder zuzudrehen, in der Hoffnung, die bibbernden Europäer würden für die Lieferung von Wärme Sanktionen gegen das Kreml-Regime lockern, dann ist ein Bröckeln der europäischen Gemeinschaft nicht auszuschließen. Doch genau darauf wird es ankommen. Lässt sich Europa im Gas-Konflikt nicht kleinkriegen, schwindet auch Moskaus Kraft im Ukraine-Krieg und Putin könnte vielleicht einlenken.
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