In Deutschland herrscht Wohnungsnot. Laut einer Studie fehlen derzeit 700.000 Wohnungen in der Bundesrepublik. Vor allem bezahlbarer Wohnraum für Singles und Familien ist knapp. Das gilt nicht nur für Großstädte. Auch auf dem Land sind Mieten und Immobilienpreise in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Eine Besserung ist nicht in Sicht. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2022 knapp 300.000 Wohnungen fertiggestellt. Die Bundesregierung strebt eigentlich pro Jahr 400.000 neue Wohnungen an. Das wird kaum zu erreichen sein, denn von Januar bis Mai 2023 sind die Baugenehmigungen, die sich in 2 bis 3 Jahren in fertigen Gebäuden niederschlagen, laut Statistischem Bundesamt gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent gesunken.
"Einen Rückgang an Aufträgen wie derzeit hat es seit 30 Jahren, in denen es immer wieder zu Zinsschwankungen gekommen war, nicht gegeben."
Und jetzt die nächste Hiobsbotschaft: Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (Ifo) teilt mit, dass immer mehr Firmen über Stornierungen und Auftragsmangel klagen. Im August hätten 20,7 Prozent der Firmen von abgesagten Projekten berichtet – ein Plus von 1,8 Punkten zum Vormonat. 44,2 Prozent der Unternehmen meldeten einen Auftragsmangel – das sind 3,9 Prozentpunkte mehr als im Juli. Wenn die Baubranche jetzt klagt, dass sich viele Bürger angesichts höherer Zinsen kein Eigenheim mehr leisten können, muss sie sich fragen lassen, ob sie in der Niedrigzinsphase die Baupreise nach dem Motto „Nimm, was du kriegen kannst“ zu hoch getrieben hat, wohl wissend, dass das Geld nicht für immer so billig bleiben würde.
Auch in früheren Jahren, als 4 oder 5 Prozent Zinsen normal waren, wurden Wohnungen gebaut. Einen Rückgang an Aufträgen wie derzeit hat es seit 30 Jahren, in denen es immer wieder zu Zinsschwankungen gekommen war, nicht gegeben. Damals standen aber noch Baukosten und Einkommen in einem gesünderen Verhältnis.