Der Fachkräftemangel ist in allen Bereichen spürbar, Besserung ist nicht in Sicht: Dem Handwerk fehlen die Auszubildenden und damit die Fachkräfte von morgen. 800 bis 1200 Ausbildungsplätze stehen im Landkreis Cloppenburg zur Verfügung, mehr als 550 bis 600 können derzeit nicht besetzt werden – weil die Bewerberinnen und Bewerber fehlen.
„Wir hätten gerne zehn neue Azubis in jedem Jahr, momentan haben wir nur zwei.“Ina Bieder, Personalleiterin Claaßen-Gruppe
Besonders kritisch ist die Situation im Metallhandwerk. "Hier haben wir rund 50 Prozent unversorgte Ausbildungsplätze", sagt Dr. Michael Hoffschroer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Cloppenburg. Die Metallinnung hat deshalb nach neuen Wegen gesucht, Schülerinnen und Schüler zu erreichen und ist in den sozialen Netzwerken, vor allem bei Instagram, gelandet.
Vorbild ist dabei die Claaßen-Gruppe in Scharrel. Das Metall verarbeitende Unternehmen ist unter dem Slogan "Masters of Metal" bei Facebook und Instagram sehr aktiv, um in Kontakt mit potenziellen Azubis zu kommen. Denn auch bei Claaßen ist der Bedarf groß. "Wir hätten gerne zehn neue Azubis in jedem Jahr, momentan haben wir nur zwei", sagt Ina Bieder, die Personalleiterin des Unternehmens.
Die Kampagnen des Unternehmens und der Metallinnung zielen zunächst darauf ab, mehr Verständnis für die Handwerksberufe zu wecken. Bei vielen Menschen und vor allem in den Schulen gebe es veraltete Vorstellungen von den Handwerksberufen. "Dabei sind die heute hoch spezialisiert, da muss man technisches Verständnis haben und beispielsweise auch programmieren können", betont Bieder.
Kreishandwerkerschaft hofft auf mehr Input von den Unternehmen
Deshalb geht es in der Kampagne weniger um konkrete Stellenangebote, als vielmehr um Arbeitsweisen, Jobs und eben das echte Leben in dem Metallbau-Unternehmen. Mit den ersten Follower-Zahlen und den Seitenaufrufen ist Hoffschroer bisher "ganz zufrieden". Was ihm noch fehlt, ist Input von den Metall-Betrieben im Landkreis. "Wir benötigen mehr Interaktion mit den Unternehmen, die sollen sich alle auf den Kanal schalten und ihn füttern."
Dabei komme es nicht auf Hochglanzvideos an, betont Bieder. „Auf den Bildern sind immer Mitarbeiter von uns zu sehen“, sagt sie. „Wir beschönigen da nichts, sondern treten authentisch auf.“ Denkbar sei es etwa, kurze Videos von Baustellen zu schicken, wenn eine knifflige Aufgabe gelöst oder ein Gewerk fertiggestellt sei. "Das geht schnell, das kann eigentlich jeder", betont Bieder. Die Kreishandwerkskammer würde, so Hoffschroer, auch Social-Media-Workshops anbieten, um die Unternehmen zu unterstützen. Die Innung selbst werde dann über ihren Instagram-Kanal als Multiplikator wirken.