Wie so viele Marokkaner träumt Samir El-Faid vom WM-Titel
Die Eltern des Bezirksliga-Fußballers vom SV Petersdorf kommen aus dem nordafrikanischen Land. Seine Verwandten erzählen ihm am Telefon, wie groß die Euphorie dort momentan ist.
Seit 2018 beim SVP: Samir El-Faid (Mitte) schaffte mit Petersdorf den Sprung von der 1. Kreisklasse bis in die Bezirksliga. Derzeit drückt er Marokko bei der WM die Daumen. Foto: Langosch
Am Mittwochabend wird ganz Marokko wie schon öfter in den vergangenen 3 Wochen im Ausnahmezustand sein. Bei der WM in Katar will das bislang so furios auftrumpfende Nationalteam nach Spanien und Portugal nun mit Frankreich den nächsten Fußball-Riesen aus dem Wettbewerb werfen – und weiter vom ganz großen Coup träumen. Auch ein Fußballer aus dem Kreis Cloppenburg sitzt beim Halbfinale ganz sicher vor dem Fernseher und fiebert mit: Samir El-Faid vom Bezirksligisten SV Petersdorf. Der 31-Jährige wurde zwar in Oldenburg geboren, hat aber marokkanische Eltern. Er schwärmt: „Was die Mannschaft bei der Weltmeisterschaft leistet, ist unglaublich, das macht mich fast sprachlos. Ein bisschen träume ich schon vom WM-Titel.“
Wenn die Partie gegen Frankreich läuft, werden die Telefondrähte in das nordafrikanische Land wieder glühen. „Ich habe in Marokko viele Verwandte, die in Kenitra – nicht weit entfernt von der Hauptstadt Rabat – leben. Einmal im Jahr fliege ich mit meiner Mutter und meiner Schwester dorthin. Momentan telefoniere ich viel mit meinem Onkel, meiner Tante und meinen Großeltern und spreche ich mit ihnen über die WM“, sagt Samir El-Faid, der in Sage bei Großenkneten wohnt.
Seine Familie in Marokko erzählt von einem Land, in dem sich die Menschen nach den Überraschungssiegen „wie in Trance“ fühlen. „Die Euphorie ist riesig. Beim Public Viewing sind die Cafés und Straßen brechend voll“, sagt El-Faid. „Überall herrscht Partystimmung.“
Samir El-Faid. Foto: Wulfers
Für den technisch versierten Offensivspieler vom SV Petersdorf kommt der Erfolg völlig überraschend. „Vor der WM hatte ich nur die Hoffnung, dass wir irgendwie die Vorrunde überstehen, doch dann gewinnt das Team die Gruppe und steht plötzlich im Halbfinale. Wahnsinn.“ Er habe natürlich gewusst, dass Spieler wie der Ex-Dortmunder Achraf Hakimi (Paris St. Germain) oder Hakim Ziyech (FC Chelsea) Topleute in europäischen Ligen sind. Im Kader würden aber auch viele Fußballer stehen, die in Marokko spielen. Eines steht für El-Faid jetzt schon fest: „Egal, was noch passiert, die Spieler werden als Helden nach Marokko zurückkehren.“
Und was ist seiner Meinung nach noch möglich für das Team, das sich als erstes afrikanisches Land für ein WM-Halbfinale qualifiziert hat? „Wenn man sieht, wer alles für Frankreich spielt – zum Beispiel Mbappé, Dembélé oder Giroud – kann einem schon Angst und Bange werden. Aber gegen Spanien und Portugal hat die Mannschaft bewiesen, dass sie als starkes Kollektiv mithalten kann“, sagt Samir El-Faid.
Der Bezirksliga-Fußballer mit den marokkanischen Wurzeln wird am Mittwochabend jedenfalls mit einem gefühlten Puls von 180 vorm TV mit fiebern und von der nächsten Sensation träumen. „Nicht nur in Marokko ist die Sehnsucht nach dem Titel riesig – auch bei mir.“
Zur Person:
Der 31 Jahre alte Samir El-Faid wurde in Oldenburg geboren.
In der Jugend spielte er beim VfB und VfL Oldenburg Fußball. Im Seniorenbereich kickte er unter anderem für den VfL und TSV Oldenburg, Kickers Wahnbek, BV Essen sowie STV Barßel. Seit 2018 läuft El-Faid – bis auf eine halbjährige Unterbrechung – für den SV Petersdorf auf, mit dem er den Sprung von der 1. Kreisklasse bis in die Bezirksliga schaffte.
Der Sohn marokkanischer Eltern arbeitet in einem Pflegeteam, das sich um demenzkranke Menschen kümmert, die in einer Wohngemeinschaft leben.