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Stand jetzt steht nur Herthas Abstieg fest

Kolumne: Kopfball zum großen Kick – Thema: Der 33. Spieltag der 1. Fußball-Bundesliga.

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Stand jetzt – diese Floskel hörten wir bisher nur, wenn Spieler oder Trainer bei laufenden Verträgen ihre Vereinstreue beschworen und dann um des Profits willen doch die Flucht ergriffen. Die Dramatik im Abstiegskampf wuchtete diese Wasserstandsmeldungen auf ein ganz neues Level, bei der Live-Konferenz überschrien sich die Reporter gegenseitig mit neuen Stand-jetzt-Fantasien. So konnte Werder Bremen, gerade in Rückstand geraten, „Stand jetzt“ noch absteigen, wenn die und die und die so und so und so spielen. Das Ende der Stand-Forschung: Klassenerhalt.

12.000 Schalker Fans beim Abschlusstraining, 10.000 Bochumer in Berlin, überall brechend volle Stadien: Ekstase pur im Liga-Finale. Schalke, Bochum, Hertha, Stuttgart, Hoffenheim, Augsburg: Bei jedem Tor ändert sich fast im Minutentakt die Gemengelage. Mal überm Strich, mal unterm Strich. Mal gerettet, mal abgeschlagen, mal wieder im Rennen. Stand jetzt – ein irrer Wahnsinn mit Hochrechnungen, die auf Endergebnissen basieren, die noch lange nicht das Ende sind.

Seit Jahren unvorstellbar: Vor dem letzten Spieltag gibt’s im Meister- und Abstiegskampf in der Tat nur eine Klarheit: Hertha BSC steigt ab. Besiegelt in der Nachspielzeit, trotzdem kein Drama. Wäre so oder so passiert, früher oder später. Selbst verschuldet. Beginnend mit den Großmachtsfantasien vom Big-City-Klub, der Geldverbrennung der Windhorst-Millionen, dem Anheuern selbstverliebter Millionarios unter Jürgen Klinsmann und der desaströsen Personalpolitik von Fredi Bobic. Immerhin feuerte die Hertha kurz vorm Untergang noch den Bobic, der wäre sonst zum DFB-Sportdirektor befördert worden. Bitte keine Tränen, der Beerdigung der alten Dame muss man nicht beiwohnen. Viel Spaß beim Neuaufbau in der 2. Liga mit dem Berliner Klüngel der Dardais und Neuendorfs.

Stand jetzt – so hieß es kurzzeitig am Samstag – kann Bayern München am Sonntag auf dem Sofa wieder Deutscher Meister werden. Wenig später von der Realität überholt, gecrasht von Leipzigs Roten Bullen. Ein Rätsel, wie der eine halbe Stunde lang souveräne Rekordmeister so einbrechen kann. Ein denkwürdiges Spiel, das spätestens ab Pfingsten ein Beben auslösen wird.

Thomas Tuchel kann in zwei Monaten drei Titel verspielen, schlimmer hätte es auch unter Julian Nagelsmann nicht laufen können. Mehr noch: Statt eines geordneten Neuanfangs mit dem Trainerwechsel zur neuen Saison quält sich Tuchel jetzt durch ein Chaos und geht angeschlagen in die neue Saison, aktuell hilflos, ratlos, ideenlos. Tuchels Handlungen, Erklärungsversuche und Deutungen verkommen zum Geschwafel, seine Worte fallen ihm postwendend vor die Füße, etwa sein abstruses „schockverliebt“. Ja, viele Fans sind schockverliebt in den neuen FC Bayern, vor allem die Dortmunder Fans.

Die spannendste Bundesliga seit Jahrzehnten. Und Dortmund hat längst das Fernglas zur Tabellenspitze weggelegt, beseelt erklomm der BVB gestern durch das 3:0 in Augsburg den Thron. Stand jetzt irrt sich also Bayerns allwissender Staatsmann Markus Söder mit seiner Behauptung, dass die Dortmunder fast zu doof sind, um Meister zu werden. Aber Stand jetzt ist noch nicht der Endstand. Stand jetzt steht nur Herthas Abstieg fest

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