Sogar zwei Ballkontakte steigern Moukokos Marktwert
Kolumne: Kopfball zum großen Kick – Thema: Millionensummen für Jungstars.
Franz-Josef Schlömer | 09.01.2023
Kolumne: Kopfball zum großen Kick – Thema: Millionensummen für Jungstars.
Franz-Josef Schlömer | 09.01.2023
Der Kaiser hat sich zwar nicht zu Wort gemeldet, doch seine Worte besitzen Strahlkraft. „Ja, ist denn heut scho Weihnachten?“ Beckenbauers Werbeklassiker schoss mir schon in der ersten Woche des neuen Jahres in den Kopf – bei der Schlagzeile: Kolo Muani auf dem Wunschzettel von Manchester United. Die Tage von Frankreichs Shootingstar bei Eintracht Frankfurt sind gezählt, früher oder später. Englands Premier League spielt schließlich auf einem anderen Planeten, sie betrachtet dank ihrer vernichtenden Finanzkraft die seriösen Klubs dieser Welt als Selbstbedienungsläden. Und sie wird in den nächsten Tagen noch viele Wunschzettel in den Orbit schicken. Aber nicht nur Klubs schreiben nach Weihnachten ihre Wunschzettel, auch Kicker – drauf steht nur ein Wort: „Millionen“. Wie bei Dortmunds Youssoufa Moukoko. Oder besser seinem Berater. Irres Grundgehalt von fünf, sechs Millionen? Zehn Millionen Handgeld für die Unterschrift? In einer Summe oder auf die Vertragsjahre verteilt? Unverschämte Gier? Alles Lüge, postete der überforderte 18-Jährige. Und voller Pathos: Kein Spieler ist größer als der Verein. Aber sein Berater zündelt, hat bei auslaufendem Vertrag die besseren Karten. Chelsea, Liverpool, Tottenham, Barcelona und Paris sollen interessiert sein. Warum? Weil Moukoko, letzte Saison ohne 90-Minuten-Einsatz, in der Hinserie immerhin vier Bundesliga-Spiele über 90 Minuten bestritt. Weil 31-Millionen-Mann Haller erkrankte und 11-Millionen-Ersatz Modeste floppte. Und dann als Qualitätsbeweis die WM: In der 90. Minute gegen Japan eingewechselt, dank der exorbitanten Nachspielzeit noch neun Minuten gespielt, laut Kicker-Statistik zwei Ballkontakte, das war’s. Was für eine Wertsteigerung für den Berater. Wie soll sich ein Talent wie Moukoko in einer Truppe mit einem Überangebot an Weltstars behaupten? Natürlich geht’s nur um den ganz großen Vertrag. Aber warum den gleich zu Beginn der Karriere? Das kann auch schnell der letzte große Vertrag sein. Wie bei Fiete Arp. Hamburgs Wunderkind, legitimer Nachfolger von Uwe Seeler. Mit 19 Jahren ein Fünf-Jahres-Vertrag mit Jahresgehalt von fünf Millionen bei den Bayern. Kein Bundesliga-Spiel, nach Ausleihe und Abfindung jetzt in Kiel. In 14 Einsätzen der laufenden Zweitliga-Saison null Tore. Eine zerbrochene Karriere, auch belastet durch Hoffnungen, Erwartungen und Millionen. Den ganz großen Vertrag, auf den das Moukoko-Team setzt, hat Kevin Schade in der Tasche. Der 21-jährige Juniorennationalspieler wechselt für 25 Millionen zum FC Brentford. Rekordverkauf für den SC Freiburg, wo Schade nicht mal einen Stammplatz hat. Da dürfen wir getrost mit der Stirn runzeln. Denn die neureichen Klubs betrachten Talente als reine Spekulationsobjekte. Lassen sich wieder abstoßen, wenn sie nichts einspielen. Der umworbene Florian Wirtz hat bestätigt, dass er bis zur EM 2024 wohl behütet in Leverkusen bleibt. Entwicklung braucht Zeit, keine aberwitzigen Millionen auf dem Wunschzettel.„Entwicklung braucht Zeit, keine aberwitzigen Millionen auf dem Wunschzettel.“Franz-Josef Schlömer
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