Als das letzte Kapitel dieser seltsamen Spielzeit 2021/22 beendet war, standen die Profis von Rasta Vechta mit hängenden Köpfen am Mittelkreis. Verlieren tut immer weh – auch wenn es eigentlich um nichts mehr geht. Als sich der erste Frust über die unnötige 83:88 (49:48)-Niederlage gegen Science City Jena am Montagabend etwas gelegt hatte, verabschiedeten sich Kapitän Josh Young und seine Kollegen mit freundlichem Applaus von den Fans. Für viele der Spieler war es wohl ein Abschied für immer.
Statt des siebten Sieges in Serie gab es im letzten Saisonspiel in der 2. Basketball-Bundesliga ProA gegen den Titelkandidaten aus Thüringen eine Enttäuschung. Die meisten der offiziell 2787 Zuschauer im Rasta-Dome – faktisch waren es wohl weniger als 2000 – gingen dennoch im Gefühl nach Hause, einen unterhaltsamen Abend erlebt zu haben – wenn auch ohne das erhoffte kleine Happy End. Das große Happy End, die Playoffs, hatte Rasta, das lange Zeit in Abstiegsgefahr geschwebt hatte, schon vorher verpasst.
Die Ausgangslage: Der Gast aus Thüringen, der schon vor Spielbeginn als Dritter der Abschlusstabelle feststand, maß dem letzten Auftritt in der Hauptrunde nicht mehr die ganz große Bedeutung bei. In Brandon Thomas, Ray Simmons, Julius Wolf und Alexander Herrera hatten vier absolute Leistungsträger die Reise nach Vechta gar nicht erst angetreten – sie wurden für den Playoff-Start geschont. Dafür stand der Ex-Rastaner Clint Chapman bei Jena in der Starting Five. Bei Rasta fehlte nur der am Sprunggelenk verletzte Kristofer Krause.
Das 1. Viertel: Auch ohne sein Top-Quartett begann der Gast stark und traf gleich mal drei Dreier. Aber auch Rasta hatte Lust auf Spektakel. Mit einem Alley-oop rissen Tajuan Agee und der vollendende Preston Purifoy die Fans im Dome schon früh von den Sitzen. Wenig später setzte Agee mit einem sehenswerten Block ein Zeichen. Den frühen 5:11-Rückstand steckte Rasta gut weg. Per finalem 7:0-Lauf machte Vechta aus einem 22:24 eine 29:24-Führung nach dem ersten Viertel. Stark: Rasta traf acht von zwölf Zwei-Punkte-Würfen.
Das 2. Viertel: Mit schnellen Dreiern erhöhten Joschka Ferner und Josh Young auf 35:28. Sehr schön auch der Treffer zum 49:46 durch Tyrone Nash nach energischer Balleroberung durch James Washington. Die Rasta-Führung hielt bis zum Viertelende – wenn auch knapp. Der Halbzeitstand von 49:48 dokumentierte es: An diesem Abend stand bei beiden Teams der Spaß an der Offensive im Vordergrund und nicht die Disziplin in der Abwehrarbeit.
Das 3. Viertel: Tajuan Agee dunkte kraftvoll, aber Jena traf nun wieder seine Würfe, Vechta nicht mehr. Rasta verlor die Konzentration und ging mit einem 65:73-Rückstand ins Schlussviertel.
Das 4. Viertel: Hallensprecher „Krake“ Müller peitschte die Fans nach vorne. Und die trieben ihr Team zu einer finalen Kraftanstrengung. Mit zwei Dreiern brachte Joschka Ferner die Halle zum Kochen. Bei 81:82 war Vechta dran. Doch die Wende gelang nicht. Beim 83:87 verlor Joel Aminu 30 Sekunden vor Schluss unglücklich den Ball. Das war's dann.
Die Reaktionen: Bei Rasta überwog trotz der finalen Enttäuschung der Stolz, eine verkorkste Saison noch halbwegs vernünftig beendet zu haben. „Diese Mannschaft kam von 0:6 und steht jetzt bei 6:1 und hat den Klassenerhalt geschafft“, sagte Trainer Vladimir Lucic mit Blick auf die Rasta-Siegesbilanzen am Anfang und am Ende der Saison: „Das ist eine gute Bilanz und mehr war auch nicht drin. Das Spiel heute hatte keine große Bedeutung mehr, trotzdem hat die Mannschaft ihr Maximum gegeben.“ Einen besonderen Dank richtete Lucic an die Fans „für die Unterstützung in der ganzen Saison“, trotz „vieler Probleme“.
Ähnlich sah das Kapitän Josh Young: „Die Saison war schwierig, wir hatten viele Ups und Downs. Aber wir haben bis zum Ende gekämpft. Deshalb bin ich stolz auf die Jungs.“ Ob man ihn nächste Saison in Vechta wiedersehen wird? „Mal sehen“, sagte Young und fügte hinzu: „Ich liebe Rasta, ich liebe Vechta und diese Fans.“
Auch Robin Lodders fand trotz der Enttäuschung über das Verpassen der Playoffs: „Die Mannschaft hat Charakter bewiesen und bis zum Ende Gas gegeben.“
Jenas Coach Domenik Reinboth sagte: „Von der Atmosphäre her war das absolut die richtige Einstimmung auf die Playoffs. Es ist sehr schade, dass Rasta nicht dabei ist, weil die Halle einfach toll ist – auch wenn die Fans natürlich gegen uns waren.“
So geht es weiter: Am Dienstag trifft sich die Mannschaft noch zu einem Abendessen bei „Da Sergio“, am Mittwoch treten dann bereits die ersten Spieler die Heimreise an. Alle Verträge laufen aus – auch der von Trainer Vladimir Lucic. Die Klärung der Trainerfrage dürfte für die Rasta-Führung oberste Priorität haben.
Und sonst noch: Preston Purifoy war mit 17 Punkten der Topscorer von Rasta Vechta, auch Joschka Ferner (12), James Washington (11) und Robin Lodders (10) punkteten zweistellig. Bei Jena kam Clint Chapman bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte auf 17 Punkte und 9 Rebounds.