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Päpstliches Handauflegen lässt den Azubi ausrasten

Kolumne: Kopfball zum großen Kick – Thema: Nagelsmanns fehlende Souveränität beim Upamecano-Platzverweis.

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Zu den unbewiesenen Weisheiten des Fußballs zählt der Spruch, dass sich am Ende alles ausgleicht. Gelassenheit ist da gefragt. Wie im Klassiker Gladbach gegen Bayern. Letzte Saison – es war das Saisoneröffnungsspiel – trennten sie sich 1:1 im Borussia-Park. Die halbe Fußballnation schimpfte über den Bayern-Bonus, weil Upamecano kurz vor Schluss zweimal Gladbachs Thuram im Strafraum foulte und Schiri Fritz sich die Szenen nicht mal am Video-Schirm ansah. Offen war dabei doch nur, welcher der Elfmeter der berechtigtere gewesen wäre.

Anderthalb Jahre später nun die Retourkutsche in puncto Fehlentscheidung, als Schiri Welz Upamecano nach seinem päpstlichen Handauflegen bei Gladbachs Plea schon in der 8. Minute die Rote Karte zeigte und Gladbach so den Weg zum 3:2-Sieg ebnete. Ein Pfiff, der ein närrisches Wochenende einleitete. Die Rakete in der Karnevalsshow zündete Julian Nagelsmann, als er an die Schiri-Kabine trommelte und vom weichgespülten Pack schimpfte. Da dürften auch Bayerns kultivierte Trainer-Legenden Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld und Carlo Ancelotti entsetzt zusammengezuckt sein: Was ist ihr Nachfolger für ein hartgekochter Rabauke.

Anderthalb Stunden nach dem ursächlichen Schiri-Pfiff noch so die Kontrolle verlieren? Ganz schlechter Stil, sogar eines Thekenteams unwürdig. Eine Respektlosigkeit, nicht zu entschuldigen. Auch wenn er es versuchte und reumütig um Milde bat. Mit seinem Ausraster degradierte sich Nagelsmann zu dem, was er nicht mehr sein will: nämlich ein junges Trainertalent, das noch sehr viel lernen muss. Vielleicht mit Nachhilfestunden bei einem Trainer-Gentleman der alten Schule, etwa bei Heynckes, Hitzfeld oder Ancelotti.

Die fehlende Souveränität zeigt, dass die hochexplosive Mischung der vielen Nebenkriegsschauplätze in München nicht spurlos am Trainer-Azubi vorbeigeht. Seine Nerven liegen blank. Hätte Nagelsmann die Contenance bewahrt, wäre ihm fast die ganze Fußballnation gefolgt. Das päpstliche Handauflegen von Upamecano an Plea – ein Witz von Foul. Schiri Welz hatte im Bruchteil einer Sekunde auf Foul entschieden und beharrte auf Tatsachenentscheidung. Wohl eine Konsequenz der berechtigten Schelte von Bruno Labbadia, der eine Woche zuvor Schiri Stegemann „enteiert“ sah, weil er einen Elfer mit der Hand abwinkte, aber Minuten später vom VAR zum nachträglichen Elfmeter gedrängt wurde. Und Welz wollte sich nicht „enteiern“ lassen. Tatsachenentscheidung, weil es ja einen Kontakt gab.

Was die grundsätzliche Frage nach Kontakten erlaubt, bei denen robuste Fußballer heutzutage umfallen wie die Fliegen. Agieren Handballer genauso mimosenhaft, dann wälzen sich gleich alle sechs Angreifer schmerzschreiend am Boden, bevor der Ball in Kreisnähe kommt. Aber im Fußball forscht jeder nach Kontakten. Dabei herrscht kein Kontaktverbot. Kontakte sind erlaubt, nur bei Fouls muss gepfiffen werden.

Diesmal Gladbach-Dusel statt Bayern-Bonus. Ausgleichende Gerechtigkeit? Kokolores. Fakt ist: Bayern ist aktuell weiter Spitze – nur der Trainer nicht. Und jetzt kommt Union Berlin. Dann Paris. Aufregende Tage. Nerven bewahren.

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