Neymar und CR7 im Tal der Tränen – nur Messi strahlt
Kolumne: Kopfball zum großen Kick – Thema: die Superstars der WM.
Franz-Josef Schlömer | 12.12.2022
Kolumne: Kopfball zum großen Kick – Thema: die Superstars der WM.
Franz-Josef Schlömer | 12.12.2022
Drei alte Fußballer, die sich selbst für Fußballgötter halten, wollten in Katar den Olymp besteigen, damit sie von ihren Anhängern für immer vergöttert werden. In Ewigkeit, Amen. Messi, Neymar und Cristiano Ronaldo, die zweifellos die letzten zwei Jahrzehnte des Weltfußballs geprägt haben. Im Tal der Tränen landete zuerst Neymar. Symbolisch für die Tränen der ganzen weinenden Nation. Dabei hatte die abschreckend blondierte Truppe doch so viele Tänze für noch mehr Tore einstudiert. Aber Neymars Tränen galten nicht dem Volk, sondern nur sich selbst. Weil er nie mehr auf eine Stufe mit Pelé kommt. Jenem todkranken Unsterblichen, dessen Foto Neymar & Co. nach dem Achtelfinalsieg noch auf einem Banner durchs Stadion trugen. Ein Ausschnitt aus dem legendären Foto vom WM-Finale 1970, Pele getragen von Jairzinho. Und so wird der blaubebrillte Brilli-Träger Neymar bei den nächsten Weltmeisterschaften in der Loge neben Cafu, Ronaldo, Carlos Roberto oder Kaka sitzen. Wenn sie auf den Videoleinwänden in den Stadien eingeblendet werden, bricht immer ein Jubelsturm bei Brasiliens Fans aus. Sie lieben und verehren ihre Helden, aber ein Neymar kann nicht mehr ein Pelé werden. Gut so. Den Olymp vor Augen hat weiterhin der geniale Messi mit seiner gnadenlos respektlosen Truppe. Die „Messiiii“-Rufe im argentinischen Fan-Spektakel gehen unter die Haut, sie zählen aber nichts, wenn er am Ende nicht den Weltpokal in die Höhe reckt. Wie Diego Maradona. Der göttliche Zauberer, am Ende nach zahlreichen Exzessen verkokst und ein menschliches Wrack, wird über den Tod hinaus angebetet. In Argentinien, in Neapel. Sogar im mexikanischen Cholula, einem Vorort Pueblas, entdeckte ich im Frühjahr in einer kleinen Gasse die „Iglesia Maradoniana“, die Kirche Maradonas. Ein kleiner Raum, die Stühle mit Trikots geschmückt. Ein Tisch als Altar mit Maradona-Büste, Weltpokal, ja Taufkerzen mit Maradona-Porträts. Auch eine Trauung gab es dort. Im Zeichen „D10S“. Die „10“ von Maradonas Trikot – und „DIOS“ heißt Gott. Derartige Vergötterung oder Heldenverehrung ist uns korrekten Deutschen natürlich fremd. Im Gegenteil. Ein Franz Beckenbauer, der uns von der WM 1966 bis zur Heim-WM 2006 die glücklichsten und schönsten Fußballmomente beschert hat, wird von investigativen Medien verfolgt, jahrelang und immer noch. Einer, dem Glück und Erfolg nur so zuflossen, muss Dreck am Stecken haben. Typisch Neid und Missgunst, ja eigene Profilierungssucht. Der Kaiser: nie vor Gericht, nie verurteilt – aber vorverurteilt. Die besondere Wertschätzung, die ihm gebührt, wird ihm zu sehr verwehrt. Er hat sich auch verbittert aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Schade, ich hätte ihn gern in den WM-Studios gehört. Wo all die Experten minutenlang ihre computergesteuerten Analysen herunterrattern, hätte Franz Beckenbauer es mit einem lockeren Satz auf den Punkt gebracht. „Ja gut, äh ….“ Was würde der Kaiser wohl zu Cristiano Ronaldo sagen? Ja gut, äh, der Cristiano ist ein Clown, der den Schuss nicht gehört hat. Das Team verachtend, stapft er mit dem Abpfiff schluchzend im Stechschritt in die Kabine. Schneller als zuvor auf dem Platz. Ego, Ego. Seine Weltkarriere endet überall sehenden Auges als überflüssiger Ersatzspieler. Der böse Absturz der CR7-AG. Ronaldo und Neymar gehen unvollendet als alte Fußballer, nur Messi kann noch auf den Olymp steigen. Mit dem Weltpokal in der Hand. Dann auf einer Stufe mit Fußballgott Maradona.
So verpassen sie nichts mehr. Mit unseren kostenlosen Newslettern informieren wir Sie über das Wichtigste aus dem Oldenburger Münsterland. Jetzt einfach für einen Newsletter anmelden!