Nach 70 Minuten standen nur Argentinier in der "Top 11"
WM in der Wüste - Thema: Eine persönliche WM-Bilanz.
Redaktion | 20.12.2022
WM in der Wüste - Thema: Eine persönliche WM-Bilanz.
Redaktion | 20.12.2022
Vor den K.o.-Spielen war von der besten Vorrunde aller Zeiten die Rede. Daran musste ich am Sonntag kurz denken. Ich habe natürlich nicht alle Endspiele gesehen, aber ich bin mir sicher: Das war definitiv eines der besten WM-Finals, und das wird auch nur schwer zu toppen sein. Ich glaube, das Spiel hat jeden vom Sofa gerissen. Ich jedenfalls bin selten so mitgegangen wie am Sonntag. Argentinien hat als Mannschaft wieder unglaublich gut funktioniert, und Messi war für die besonderen Momente zuständig. Und bei Frankreich war es wieder diese individuelle Klasse und Physis plus Mbappe. Taktisch und von der Intensität her hat Argentinien eine perfekte erste Halbzeit gespielt. Vielleicht haben bei den Franzosen die Krankheitsfälle eine Rolle gespielt, sie hatten komplett das Nachsehen. Umso erstaunlicher, dass sie dann so zurückgekommen sind. Nach 70 Minuten hätte ich in meine persönliche „Top 11“ der WM am liebsten alle elf Argentinier gestellt, so begeistert war ich von der Art und Weise, wie sie im Finale gespielt haben. Im Tor der Top 11 steht Emiliano Martinez, zusammen mit Messi war er der entscheidende Faktor im Finale. Sehr präsent, sehr sicher. Und seine Monsterparade gegen Kolo Muani am Ende der Verlängerung war die Krönung. Sein Tänzchen nach einem Elfmeter und seine Geste bei der Siegerehrung haben mir nicht gefallen. Das war ein bisschen überdreht. Aber mein Gott: Er ist gerade Weltmeister geworden, da muss man so einen Ausbruch auch mal verzeihen. In der Abwehr habe ich mich für eine Dreierkette entschieden. Los geht es mit Dayot Upamecano, der nach einem starken Turnier auch ein sehr gutes Finale gespielt hat. Das gilt auch für Romero, für mich der beste Abwehrspieler der Argentinier. Er hat stark nach vorne verteidigt, unglaublich aggressiv, ekelig und giftig. Er hat dem Gegner auch immer wieder einen mitgegeben, alles am Rande der Legalität. So raubt er dem Gegner den Nerv, das hat er perfekt gemacht. Dritter Abwehrspieler ist der Kroate Josko Gvardiol. Er hat ein überragendes Turnier gespielt. Ich bin mir sicher: Er ist bald weg aus Leipzig. Im Mittelfeld habe ich viele gleiche Typen, die im Zentrum prägend waren, die alle das Heft des Handelns in der Hand hatten. In so einer Top 11 muss es taktisch ja nicht zusammenpassen, ich bewerte nur die Einzelleistungen. Enzo Fernandez, der sicher nicht mehr lange in Lissabon sein wird, war auch im Finale auffällig gut mit seinen Verlagerungen und seiner Ballsicherheit. Dazu Rabiot mit seinen Ballschlepper-Fähigkeiten und Amrabat, der das Spiel von Marokko geprägt hat. Luka Modric hat als Denker und Lenker der Kroaten mit seinen 37 Jahren ein beeindruckendes Turnier gespielt. Mit seinen technischen, strategischen Fähigkeiten ist er ein etwas anderer Typ als Fernandez, Rabiot und Amrabat. Der fünfte Mittelfeldspieler ist der einzige Top-11-Spieler, der nicht im Halbfinale stand. Für mich führt aber kein Weg an Casemiro vorbei. Ich hätte gerne mehr von ihm gesehen, in jedem Spiel der Brasilianer war er der beste Spieler auf dem Platz. Ganz vorne, und das ist selbsterklärend, habe ich Messi und Mbappe – die zwei besten Spieler der Welt, beide von einem anderen Stern. Mehr muss ich dazu nicht sagen. Trainer des Turniers ist natürlich Lionel Scaloni. Er hat die Argentinier sehr flexibel eingestellt. Da war alles dabei, es hat alles funktioniert. Und der Schachzug mit Di Maria im Finale war auch genial. Zum Schluss möchte ich noch festhalten, dass es im Finale die beste Schiedsrichter-Leistung der WM gab. Die Körpersprache von Marciniak hat mir imponiert. Dazu diese Schnelligkeit, mit der er alle komplizierten Situationen resolut und vor allem richtig aufgelöst hat.
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