Kristian Westerveld vom SV Molbergen: "Platz zwei wäre ein Hammer-Ergebnis"
Der Bezirksligist hat einen Top-Start ins Punktspieljahr hingelegt. Über die Gründe für den Erfolg, die Ziele und seine Zukunft spricht der spielende Co–Trainer des SVM im Interview.
Co-Trainer und Führungsspieler: Molbergens Kristian Westerveld (links), hier im Gespräch mit Chefcoach Luc Diamesso. Foto: Langosch
Herr Westerveld, hatten Sie mit einem derart starken Start Ihres Teams gerechnet? Kristian Westerveld: Es läuft wirklich perfekt im Moment. Wir wissen, dass wir Qualität in der Mannschaft haben, das haben wir letztes Jahr in der Rückrunde gezeigt, als wir sieben Spiele ungeschlagen geblieben sind. Im Moment sind alle Spieler fit und wir trainieren gut. Wir haben schon in der Vorbereitung auf die Rückrunde gute Spiele gezeigt. Daran knüpfen wir nun an. Es klappt alles.
Besonders defensiv, wie nur ein Gegentor beweist, oder? Da muss ich die ganze Mannschaft loben, nicht nur die Abwehr. Auch unsere Stürmer ackern schon ganz vorne, um Laufwege zuzumachen und dem Gegner das Aufbauspiel schwer zu machen. Und offensiv sind wir effektiv. Gegen Thüle am letzten Wochenende war fast jede Chance ein Tor. Das hilft natürlich auch.
Was sind weitere Faktoren? Ich glaube, dass wir dominanter spielen. Wir haben mehr Ballbesitz als in der Hinrunde. Johan Cruyff hat immer gesagt: Solange wir den Ball haben, kann der Gegner kein Tor schießen. Wir haben mehr Selbstvertrauen, sind besser aufeinander eingespielt und können öfter mit derselben Aufstellung spielen. Im Dezember haben wir mal gesagt, dass wir kein Spiel hatten, in dem dieselbe Elf wie in der Vorwoche auf dem Platz stand. Gegen Thüle haben jetzt zwar Hendrik Debbeler und Matthias Abornik gefehlt, aber wenn man Selbstvertrauen hat, dann ist das anscheinend kein so großes Problem.
Von Platz zehn auf sechs hat sich der SVM schon vorgearbeitet. Wo soll dieser Lauf enden? Meister werden können wir nicht mehr (lacht). Wir schauen von Woche zu Woche. Es ist keine Pflicht, dass wir Zweiter werden müssen. Die Top Fünf war vor der Saison mein persönliches Ziel. Es wäre schön, wenn wir das schaffen, aber alles ist sehr nah beieinander. Wenn wir so weitermachen, ist Platz fünf absolut verdient. Das wäre auch für den Verein ein Traum.
"Die Top Fünf war vor der Saison mein persönliches Ziel. Es wäre schön, wenn wir das schaffen."Kristian Westerveld
Sie sagen es: Hinter Garrel liegen viele Teams eng beieinander. Dazu fehlt der Konkurrenz die Konstanz, die Ihr SVM hat – mit noch einem Spiel in der Hinterhand sogar. Warum sagen Sie nicht ganz offensiv „Jetzt geht es um Platz zwei“? Das sagen wir nur in der Kabine (lacht). Natürlich strebt man das Größtmögliche an. Platz zwei wäre ein Hammer-Ergebnis. Wir wissen aber auch, dass die anderen Teams viel Qualität haben.
Ist der SV Molbergen in Ihren Augen ein Bezirksliga-Spitzenteam? Über ein ganzes Jahr haben wir nicht die Qualität, die zum Beispiel Garrel hat. Sie sind verdient Meister geworden. Aber wenn man die Top Fünf der Liga als Spitzenteam bezeichnet, dann finde ich, dass wir auch dazu gehören.
Um einen Top-Fünf-Platz kämpft der SVM vor allem in der Fremde. Das Derby gegen den FC Lastrup am 5. Mai ist bereits das letzte Heimspiel. Dem stehen sechs Auswärtsspiele gegenüber. Ist das ein Nachteil im Saisonendspurt? Natürlich spielen wir lieber Zuhause als auswärts. Es ist schon außergewöhnlich, dass wir nur noch ein Heimspiel und sechs Auswärtsspiele haben, aber ich glaube nicht, dass das ein Nachteil ist.
Dauerbrenner: Kristian Westerveld hat so lange auf dem Platz gestanden wie kein anderer Molberger. Foto: Mentrup
Blicken wir auf Sie: Sie haben in dieser Saison noch keine Sekunde verpasst. Was ist Ihr Geheimnis, dass Sie mit 39 Jahren erfolgreich dem Alter trotzen? Ich habe das Glück, dass ich während meiner ganzen Karriere wenig schwere Verletzungen hatte. Ich hatte vor allem Rückenprobleme, und die habe ich immer noch. Da muss ich richtig aufpassen, momentan ist es auch ein bisschen schlimmer als in den letzten zwei Jahren. Aber ich tue sehr viel, um fit zu bleiben. Wenn wir einen Monat keinen Fußball haben, kann ich nicht nur Pause machen. In diesem Alter muss man sich fit halten. Ich habe vor zwei Jahren zum Beispiel einen Marathon gelaufen. Während Corona war mehr Zeit, um dafür zu trainieren. Ich habe Glück und ich strenge mich an – es ist eine Kombination aus beidem.
Haben Sie auch aufgrund Ihrer Fitness für die neue Serie als spielender Co-Trainer an der Seite von Chefcoach Luc Diamesso zugesagt? Es macht vor allem Spaß. Auch die Arbeit mit Luc. Wir verstehen uns, arbeiten gut zusammen. Ich unterstütze ihn so gut wie möglich. Aber es ist auch viel manchmal. Das Schwierigste ist die Zeit.
"Ich glaube, dass der Verein froh ist, dass ich immer noch da bin."Kristian Westerveld
Inwiefern? Ich habe eine Freundin (die ehemalige BVC-Kapitänin Daniela Löwenberg, Anm. d. Red.) mit zwei Kindern, die auch Zeit brauchen. Aber sie versteht als Ex-Spielerin, dass das Fußballspielen Zeit kostet. Trotzdem ist es das Schwerste: nicht die Verletzungen, sondern dass es Zeit kostet. Das Schöne aber ist, dass alle drei sowohl in Molbergen als auch auswärts zum Zuschauen kommen. Es ist schön, dass die Kinder das miterleben. Wir hoffen, dass beide – sie sind jetzt drei und vier Jahre alt – irgendwann auch anfangen, Fußball zu spielen.
Wie sieht Ihr sportlicher Zukunftsplan aus? Der Plan ist, dass ich einfach jedes Jahr schaue, wie es aussieht. Ich spreche zu Hause, aber auch mit Luc darüber. Ich entscheide mich jedes Jahr, wie es weitergehen soll. Wenn es zu viel wird vom Aufwand, muss es weniger werden. Aber ich glaube, dass der Verein froh ist, dass ich immer noch da bin. Das ist natürlich auch wichtig. Einen langfristigen Plan mache ich nicht. Ob ich später noch meine Trainerlizenz machen möchte, da bin ich nicht ganz sicher. Es interessiert mich schon, aber da habe ich mich noch nicht entschieden.