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Klassenerhalt und vielleicht eine Zugabe

Die Handballerinnen des BV Garrel starten in einer neu zusammengestellten Drittligastaffel in die Saison. Erster Gegner ist am Samstag TV Hannover-Badenstedt.

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BV Garrel: Hintere Reihe von links: Torwarttrainerin Alexandra Kettmann, Trainer Jonas Kettmann, Lisa Noack, Kim Schilling, Dina Reinold, Melanie Fragge, Emily Winkler, Athletiktrainerin Sarah Weiland, Betreuerin Stefanie Jandt, Cotrainer und Physio Johannes Weidemeier. Mittlere Reihe von links: Julia Schwarte, Isabel Gerken, Lotta Stolle, Ann-Kathrin Frangen, Lara Meyer, Robyn Rußler. Vordere Reihe von links: Sarah Seidel, Clara Fette, Julia Thoben-Göken, Larissa Gärdes, Johanne Fette. Foto: Langosch

BV Garrel: Hintere Reihe von links: Torwarttrainerin Alexandra Kettmann, Trainer Jonas Kettmann, Lisa Noack, Kim Schilling, Dina Reinold, Melanie Fragge, Emily Winkler, Athletiktrainerin Sarah Weiland, Betreuerin Stefanie Jandt, Cotrainer und Physio Johannes Weidemeier. Mittlere Reihe von links: Julia Schwarte, Isabel Gerken, Lotta Stolle, Ann-Kathrin Frangen, Lara Meyer, Robyn Rußler. Vordere Reihe von links: Sarah Seidel, Clara Fette, Julia Thoben-Göken, Larissa Gärdes, Johanne Fette. Foto: Langosch

Erdkundefreunde, aufgepasst. In der neuen Saison der
3. Liga treten die Handballfrauen des BV Garrel in der Staffel Nord an. Das ist sportlich wie auch geografisch völlig in Ordnung. Was aber den Deutschen Handballbund geritten hat, einer Liga mit einem derartigen Zuschnitt die Bezeichnung „Nord“ zu verpassen, ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar. Denn mit dem SC Markranstädt II aus Sachsen, Union Halle-Neustadt II aus Sachsen-Anhalt und dem Thüringer HC II tummeln sich einige Mannschaften in dieser Staffel, die mit Norddeutschland so gar nichts zu tun haben. Wenigstens bleiben den Garrelerinnen die Derbys mit den SFN Vechta und dem VfL Oldenburg II als echte Nordduelle erhalten.

Die Ligenbezeichnung ist derweil für BVG-Trainer Jonas Kettmann nicht das Problem. Vielmehr geht er mit der Besetzung der 3. Liga Nord hart ins Gericht: „Eine absolute Frechheit. In dieser Elferstaffel stehen gleich vier Zweitvertretungen. Im Süden und Nord-Osten gibt es jeweils nur eine, im Süd-Westen und Westen jeweils nur zwei zweite Mannschaften. Diese steigen garantiert nicht ab. Wenn es hart auf hart kommt, füllen die Mannschaften mit Spielerinnen aus den Bundesligakadern auf und dann gewinnst du dagegen nicht mehr.“

Logische Konsequenz: Mindestens Platz sieben muss her, um die Klasse zu halten und vier Ränge sieht Kettmann quasi schon an die Zweitvertretungen (Thüringer HC II, HSG Blomberg-Lippe II, VfL Oldenburg II, SV Union Halle-Neustadt II) vergeben. Dazu kommt für ihn mit dem TV Hannover-Badenstedt ein heißer Titelanwärter, bleiben also nur noch zwei Plätze, die anderen Mannschaften – unter anderem den BVG – den Verbleib in der 3. Liga garantieren. Das Vabanquespiel Abstiegsrunde, an dem die Achten der Abschlusstabellen in den fünf Drittligastaffeln teilnehmen müssen, möchte Garrel unbedingt vermeiden. „Von den fünf Mannschaften bleibt nur eine drin, aber du hast acht Spiele mehr mit vier richtig weiten Auswärtsfahrten. Da kämen locker 10.000 Euro an zusätzlichen Kosten auf uns zu.“

Flott unterwegs: Linkshänderin Emily Winkler kam vom TV Oyten und macht auf der rechten Seite Dampf. Foto: LangoschFlott unterwegs: Linkshänderin Emily Winkler kam vom TV Oyten und macht auf der rechten Seite Dampf. Foto: Langosch

Rein sportlich aber freut sich Jonas Kettmann auf die neue Staffel. Zum einen, weil es eine ganze Reihe von Mannschaften gibt, die der BVG noch nicht kennt, zum anderen, weil es zum Kräftemessen mit schweren Gegnern kommt. „Die Staffel ist saustark, um einiges stärker als die der vergangenen Saison“, schätzt Kettmann. „Da kommen reizvolle Aufgaben auf uns zu.“ Zudem glaubt der Garreler Coach, dass sich die Wahrnehmung seiner Mannschaft bei der Konkurrenz verändert hat: „Wir treten als Sieger der Gruppe A 2021/2022 an. Gegen uns werden die anderen Mannschaften doppelt motiviert sein, weil es gegen einen amtierenden Meister geht. Aber darüber beklage ich mich nicht, wir haben uns den Titel in einer tollen Saison erarbeitet. Nun freuen wir uns auf die neue Runde.“

Dass die Punktspielserie 2022/2023 von ähnlichem Erfolg gekrönt sein wird wie die vorherige, denkt Jonas Kettmann nicht. Vielmehr lauten die Zielsetzungen ganz anders und fallen wesentlich bescheidener aus. „Klassenerhalt“ lautet die Devise für die BVG-Frauen. Was einerseits in der stärker vermuteten Konkurrenz begründet ist, andererseits aber an den – zwar wenigen, aber gravierenden – Veränderungen im eigenen Kader liegt. Vorneweg ist da natürlich Lisa-Marie Fragge, die zur Saison 21/22 nach fünf Jahren in der Bundesliga beim VfL Oldenburg zu ihrem Heimatverein zurückgekehrt war und – wenig verwunderlich – auf Anhieb unumstrittene Führungsspielerin wurde. Zwar absolvierte sie nur 17 von 22 Partien, war aber dennoch mit 124 Saisontoren (7,29 pro Spiel) beste BVG-Werferin. Dazu kommen unzählige Anspiele sowie eine überragende Abwehrarbeit.

„Eins zu eins können wir Lisa-Marie natürlich nicht ersetzen. Es ist einfach nicht normal, dass ein Verein wie Garrel eine gestandene Bundesligaspielerin in seinen Reihen hat“, sagt Jonas Kettmann. Der Weggang der 22-Jährigen, die aus persönlichen und beruflichen Gründen die Handballschuhe an den Nagel gehängt hat, bereitet dem Coach indes keine schlaflosen Nächte: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Lisa-Marie nicht fehlt. Aber nun haben andere die Chance,, aber auch die Verpflichtung, Verantwortung zu übernehmen.“ Überraschend hat auch Sophie Solomachin ihre Laufbahn beendet. Für „Solo“ übernimmt indes einer der beiden Neuzugänge: Sarah Seidel ähnelt von Statur und Spielstil an Solomachin. Seidel kam vom Zweitligisten Werder Bremen und hat in den Tests angedeutet, dass sie über großes Potenzial verfügt. Das gilt auch für die zweite „Neue“ im BVG-Dress. Emily Winkler wechselte vom TV Oyten nach Garrel. Die Linkshänderin verstärkt die ohnehin starke rechte Seite. Beide Zugänge haben einen Kreuzbandriss hinter sich, sind aber auf bestem Wege, zu alter Stärke zurückzufinden. „Die Verletzungen sind abgehakt. Wir thematisieren sie gar nicht mehr“, sagt Kettmann. „Unsere vielen Testspiele waren sicherlich hilfreich.“

Dynamik aus dem Rückraum: Sarah Seidel kam von Werder Bremen nach Garrel. Foto: LangoschDynamik aus dem Rückraum: Sarah Seidel kam von Werder Bremen nach Garrel. Foto: Langosch

Darüber hinaus baut der BVG auf bewährte Kräfte. Im Tor stehen nicht nur Julia Thoben-Göken und Larissa Gärdes als feste Größen parat, Nachwuchskraft Clara Fette drängt sich zudem mehr und mehr auf. Auf der Position der Spielmacherin im zentralen Rückraum ist Garrel nach wie vor flexibel. Allerdings bleibt abzuwarten, wie lange Robyn Rußler nach ihrer im Test gegen LIT TRIBE 1912 erlittenen Knieverletzung ausfällt. Den Job am Kreis teilen sich weiterhin Ann-Kathrin Frangen und Lotta Stolle, auf Linksaußen sind Dina Reinold und Lara Meyer gefordert. „Die beiden sind ja keine ,gelernten' Außenspielerinnen, haben aber schon große Fortschritte gemacht, aber ich erwarte auch, dass sie nun den nächsten Schritt gehen“, meint Kettmann. An Unterstützung wird es den Flügelspielerinnen nicht mangeln, denn kurz vor Saisonbeginn hat der BVG sein Trainerteam erweitert. Physiotherapeut Johannes Weidemeier steigt zusätzlich als Cotrainer ein. Vor allem übernimmt er das Wurftraining der Außen. Wie schon zuvor bleibt er im Bereich Spielanalyse tätig.

Der Auftakt am Samstag mit dem Heimspiel gegen den TV Hannover-Badenstedt (17 Uhr) hat es in sich, schließlich sind die Landeshauptstädterinnen für Jonas Kettmann neben der HSG Blomberg-Lippe II der erste Titelanwärter. „Aber diese Partie zum Auftakt gefällt mir gut“, meint Kettmann. „Gegen eine solche Mannschaft wie Badenstedt trete ich lieber am ersten als am zehnten Spieltag an.“ 18 bis 20 Punkte, schätzt der Coach, sind nötig, um die 3. Liga zu halten. „Unser Ziel ist es, den Klassenerhalt möglichst schnell zu sichern. Alles, was dann vielleicht darüber hinaus noch kommt, ist Zugabe.“

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