Holdorf hat Bock auf die harte Nuss
Der Landesliga-Aufsteiger freut sich auf die große Herausforderung. Trainer Jan Kreymborg spricht von einer "tollen Chance".
Carsten Boning | 06.08.2022
Der Landesliga-Aufsteiger freut sich auf die große Herausforderung. Trainer Jan Kreymborg spricht von einer "tollen Chance".
Carsten Boning | 06.08.2022
Er gibt die Richtung vor: Holdorfs Trainer Jan Kreymborg peilt den Klassenerhalt an. Foto: Wenzel
Die Hürde ist verdammt hoch, oder wie Jan Kreymborg es formuliert: „Das ist 'ne ganz harte Nuss.“ Den Coach des SV Holdorf schreckt das aber nicht ab. Im Gegenteil. „Wir freuen uns total auf diese große Herausforderung. Ja, wir wissen, dass es sehr schwer wird. Aber wir alle haben total Bock auf diese Aufgabe“, sagt Kreymborg: „Und wir haben von Anfang an gesagt, dass es eine tolle Chance für die Jungs ist.“ Harte Nuss, große Herausforderung, tolle Chance – gemeint ist die Fußball-Landesliga, das Oberhaus im NFV-Bezirk Weser-Ems. Als Meister der Bezirksliga 4, mit 19 Siegen in 28 Spielen und am Ende acht Punkten Vorsprung auf Vizemeister Garrel, kletterte der HSV eine Etage höher. Holdorf in der Landesliga – ein Novum für den Klub. Die Derbygegner heißen nun Mühlen und Steinfeld, Dinklage und Oythe. Einmal durchgezählt: Durch den Aufstieg der Holdorfer sind's nun fünf VEC-Teams in der Landesliga – das gab's in den letzten 30 Jahren nur einmal (2019/20). Solche Rekordwerte interessieren die Holdorfer gewiss nur am Rande. Sie sind einfach nur froh und stolz, jetzt in der höchsten Bezirksstaffel dabei zu sein. „Wir haben uns diese Chance echt verdient“, sagt Kreymborg mit Blick auf die starke Bezirksliga-Serie. Der HSV-Coach, 38 Jahre alt und seit 2020 im Amt, spricht vom „Reiz des Neuen, des Unbekannten“. Neue Gegner wie Melle oder Firrel, wie Bad Rothenfelde oder Meppen II, schärfen die Sinne. „Schon cool, dass wir uns jetzt mit all diesen Teams messen dürfen“, erklärt Kreymborg. Vor Ehrfurcht erstarren will der Außenseiter nicht. Seine Mannschaft solle mutig agieren, sagt der Trainer, „an den Aufgaben wachsen“. Leichter gesagt als getan, auch das ist dem Übungsleiter durchaus bewusst: „Es wird viel Gegenwind geben, schwierige Phasen. Wir werden sicher auch mal Lehrgeld zahlen. Das ist uns klar, und da müssen wir dann durch.“ Das Saisonziel des SV Holdorf liegt auf der Hand. Der Klassenerhalt soll's sein. Ein kniffliges Unterfangen, wenn man in einer 18er-Staffel zunächst einmal von sechs Absteigern ausgehen muss. Kreymborg erwartet ein „Hauen und Stechen“ um das rettende Ufer. Holdorf will von Anfang an mitmischen – und die Euphorie des Aufstiegs so lange wie möglich nutzen. Mit einem Heimspiel gegen Frisia Wilhelmshaven geht's los. Eine gute Chance, um die HSV-Fans mit vollem Einsatz mitzunehmen auf die schwere Reise. Danach folgen vier Auswärtsspiele in Firrel, Friesoythe, Wildeshausen und beim SV Wilhelmshaven, unterbrochen vom Heim-Derby gegen Mühlen. „Der Auftakt ist hart“, sagt Jan Kreymborg, schickt allerdings gleich hinterher: „Leichte Aufgaben gibt's für uns eh nicht.“ Die Vorbereitung war „nicht so berauschend“, wie Kreymborg offen zugibt. Das Problem: einige Verletzungen. Dass Paul Bley und Lars Scholz schon länger fehlen, daran hat sich der HSV-Coach fast schon gewöhnt, was die Sache natürlich nicht besser macht. Abwehrspieler Roman Aumann erholt sich von einem Achillessehnenriss. Florian Osterhues, einer von sieben Neuzugängen in Holdorf, plagt sich unterdessen ebenso wie David Brüwer mit hartnäckigen Knieproblemen herum. Nicht verletzt, aber trotzdem nicht einsetzbar ist Julian Moormann – er ist für drei Monate in Australien. „Vor Ende Oktober ist keine große Entlastung in Sicht“, berichtet Kreymborg. Und so ist Steven Bentka der unumstrittene Fixpunkt in der Führungsachse. Der Kapitän war bereits auf dem Weg zum Bezirksliga-Titel der Dauerbrenner. In 27 Partien kam er auf einen beachtlichen Schnitt von 87 Minuten Einsatzzeit. In ähnlichen Sphären bewegten sich Johannes Höge (27/85), Thomas Mikulskij (27/81), Stephan Höge (27/65), Marco Soares (26/85), Torben Hilge (25/86) und David Brüwer (23/87). Es gibt also genug Leistungsträger, die jetzt eine Etage höher vorangehen können – und auch sollen. „Wir haben viele gute Jungs, die in die Bresche springen können, wenn mal jemand ausfällt“, sagt Kreymborg. Der Kader wurde breiter aufgestellt. Lukas Bollmann vom SC Rieste kam für die Torwart-Position, und der von BW Lohne gekommene Andrej Homer gilt als Königstransfer. Lob gab's auch für die drei A-Junioren („Sie machen das echt gut“). Was die taktische Herangehensweise angeht, müsse sich sein Team ein wenig umstellen, sagt der Trainer. Weniger offenes Visier, mehr Balance – so ist es jedenfalls geplant. „Nur offensiv wie in der Bezirksliga geht jetzt nicht mehr“, so Kreymborg. Und er ergänzt: „Fußballerisch und taktisch ist die Landesliga eine andere Nummer.“ Das 2:6 gegen den TV Dinklage beim Supercup in Höltinghausen sei eine Lehrstunde gewesen, eine kurze Tiefschlafphase sei eiskalt bestraft worden. Positiv war derweil der Gewinn des Niedersachsenpark-Cups in Neuenkirchen. Die erste Aufgabe im Bezirkspokal beim SV Alfhausen meisterte Holdorf mit Ach und Krach (2:2, 5:4 im Elfmeterschießen). Schön war's nicht, in der Liga muss eine gewaltige Steigerung her. Mit Blick auf den Angriff hofft Kreymborg, dass sein Team die Ausgeglichenheit aus der Vorsaison auch in der Landesliga zeigen kann. Hinter Toptorjäger Safet Dzinic (14 Treffer) lagen in Piet Risse (11), Lukas Liedmann (10), David Brüwer (9), Stephan Höge und Marco Soares (je 8) gleich fünf Spieler fast gleichauf. Kreymborg geht die neue Serie zuversichtlich an. „Wir haben tolle Jungs in der Truppe, mit denen wir viel Spaß haben werden“, sagt er. Egal, wie hoch die Hürde ist. SV Holdorf:Das Ziel ist der Klassenerhalt
Kreymborg hofft auf Ausgeglichenheit im Angriff
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