Für Füllkrugs Nominierung braucht es nicht viel Fantasie
Kolumne: Kopfball zum großen Kick – Thema: Das Kader-Puzzle für die WM.
Franz-Josef Schlömer | 07.11.2022
Kolumne: Kopfball zum großen Kick – Thema: Das Kader-Puzzle für die WM.
Franz-Josef Schlömer | 07.11.2022
Direkt vorm Anpfiff haut der Reporter die Entwarnung raus. „Die Nation kann beruhigt schlafen gehen.“ Nun, am Samstagnachmittag ist zumindest für mich noch keine Schlafenszeit. Der Einpeitscher meinte auch nur, dass Manuel Neuer nach längerer Verletzung wieder im Tor stehe und damit die WM gerettet sei. An einem Liga-Spieltag, wo es nur erwartete Ergebnisse und damit relative Langeweile gibt, dreht sich schnell alles um den WM-Kader, den Hansi Flick am Donnerstag liefern muss. Empfehlungen, Ratschläge. So sollte es im Spiel Mainz gegen Wolfsburg gleich einige WM-Kandidaten geben. Gleich einige? Das schließen Klubnamen wie Mainz und Wolfsburg schon aus. Jeder dreht am Namen-Roulette. Mario Götze müsse mit, natürlich. Und Mats Hummels, klar. Auch der ständig verletzte Marco Reus nach 23 Comeback-Minuten. Eine Option bleibe der seit acht Monaten zuschauende Florian Wirtz. Oder Rani Khedira. Und, und, und . . . Flicks WM-Überraschung Grischa Prömel ist nach seinem Fußbruch zu streichen. War der eigentlich gesetzt? Gesucht wird ja vor allem ein Ersatz für Timo Werner. Immerhin fiel da der Name Davie Selke nicht, obwohl er gegen WM-Retter Neuer traf, wenn auch nur per Elfmeter. Dafür meldete ein Nachrichtendienst unter der Woche, dass Kevin Vollands WM-Chance nach seinen drei Toren bei Monacos 4:1 in der Europa League gegen Belgrad gestiegen sei. Dürfte sich am Samstag erledigt haben, da Youssoufa Moukoko nach seinem Doppelpack gleich in Flicks Schatten-Elf befördert wurde. Als Backup, quasi ein Choupo-Moting für die Nationalmannschaft. 17 Jahre, null Länderspiele. Da ist aber noch Niclas Füllkrug. 29 Jahre, null Länderspiele. Ein Fall für Schlauschnacker. Lothar Matthäus sieht den Bremer Torjäger zu 75 Prozent bei der WM, Sami Khedira spricht ihm dagegen internationales Niveau ab. Auch Didi Hamann fabulierte zur WM-Nominierung des zehnfachen Saisontorschützen: „Da fehlt mir die Fantasie.“ Fantasie besaß übrigens Franz Beckenbauer. Der damalige Teamchef rief drei Wochen vor der WM 1986 bei Norbert Eder an. Damals 30 Jahre, null Länderspiele. Er brauche richtige Kerle, die keine Angst haben – also ihn. Der Bayern-Vorstopper, vor drei Jahren im Alter von nur 63 Jahren verstorben, bestritt in der Vorbereitung zwei Testpartien, spielte als Aufräumer vor der Abwehr alle sieben WM-Partien durch, wurde Vizeweltmeister und verabschiedete sich wieder. Norbert Eder flog nur einen Sommer, ein Sommermärchen in der WM des Fuß- und Handballgottes Diego Maradona. Etwas Fantasie sollte auch Hansi Flick entwickeln. Er braucht ja in der Sturmspitze richtige Kerle, die keine Angst haben. Einen wie Niclas Füllkrug. Er würde nur einen Winter fliegen, ein wahrlich einmaliges Wintermärchen. Und die Nation könnte beruhigt schlafen gehen.„Norbert Eder flog nur einen Sommer“Franz-Josef Schlömer
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