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Ein starkes Band, zwei Türsteher und die Einfachheit

Kolumne: WM in der Wüste – Thema: Die Stärken der Finalisten Argentinien und Frankreich.

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Argentinien gegen Frankreich, das klingt richtig gut. Und das ist eines WM-Finals würdig. Ich freue mich sehr auf dieses Spiel, denn es treffen schon zwei verschiedene Mannschaften aufeinander. Eine, die als Team vielleicht etwas besser funktioniert. Und eine, die unglaublich viel individuelle Qualität hat und ganz genau weiß, was sie tut. Beide strotzen vor Selbstvertrauen. Das wird ein schöner, spannender Nachmittag.

Dass Argentinien im Finale steht, damit haben nach der Auftaktniederlage gegen Saudi-Arabien sicher nicht viele gerechnet. Frankreich gehörte dagegen für die Experten und Nicht-Experten von Anfang an zum Favoritenkreis.

Bei Argentinien muss ich sagen, dass ich schon ein wenig mit ihnen sympathisiere. Es gibt diese totale Leidenschaft bei den Fans und den Spielern, dieses starke Band zwischen ihnen. Das überträgt sich, das spürt man. Es ist schön zu sehen, wie die Fans und Spieler zusammen singen, wie sie alle strahlen. Da geht einem das Herz auf. Diese Unterstützung vor Ort in Katar kann am Ende entscheidend sein. Diese Energie kann helfen, den letzten Schritt zu gehen.

Argentinien war im Turnierverlauf die Mannschaft, die taktisch am flexibelsten war. Argentiniens Trainer lag bisher mit jeder Maßnahme richtig. Mit Alexis Mac Allister und Rodrigo de Paul haben sie zwei sehr flexible Spieler im Zentrum. Als Team sind sie gut eingestellt, sie können sich auch dem Gegner anpassen und ihn dadurch schachmatt setzen – das hat man gegen Kroatien gesehen.

Zur dieser Variabilität kommt hinzu, dass sie gemeinsam leidenschaftlich verteidigen, richtig aggressiv und angestachelt. Mit Nicolas Otamendi und Cristian Romero haben sie zwei echte Türsteher hinten drin. Da spürt man diese Lust aufs Verteidigen. Als Team verteidigen die Argentinier sehr gut, obwohl sie mit Messi einen haben, der da gar nicht so mitmacht. Aber was er sonst leistet, ist pure Weltklasse. Für mich ist er bereits jetzt der Spieler des Turniers – da laufen die anderen gerne für ihn mit. Sehr wichtig ist auch die hohe Eingespieltheit. Sie haben in den letzten 36 Spielen kaum verloren, kaum Tore kassiert und häufig mit der gleichen Elf gespielt.

Positiv ist mir noch Enzo Fernandez als Sechser aufgefallen. Ihn kannte ich vor dem Turnier gar nicht. Er gehört für mich zu den Shootingstars der WM. Und vorne hat sich in den K.o.-Spielen Julian Alvarez als Knipser hervorgetan, den sie in der Gruppenphase nicht hatten. Dieser Mischung traue ich zu, dass sie Weltmeister werden.

Jetzt zum amtierenden Weltmeister: Frankreich hat einen etwas anderen Ansatz. Taktisch gibt's kaum Besonderheiten. Gegen Marokko hat Giroud als Stürmer in der Defensive eine Art Manndeckung gegen Amrabat gespielt. Das war mal etwas Neues, aber das hat sich dann auch aufgelöst, als Mbappe in die Spitze gegangen ist.

Die Franzosen vertrauen sehr auf ihre individuellen Qualitäten – und davon haben sie enorm viel. Alle strotzen vor Talent, Technik und vor allem Physis. Da fällt ein Upamecano aus, und dann kommt so ein Büffel wie Konate und räumt alles ab. Didier Deschamps bevorzugt das taktische Mittel, es nicht zu kompliziert zu machen.

Die Mannschaft fühlt sich wohl in der Einfachheit. Es ist nicht besonders attraktiv, aber erfolgreich, nur das zählt. So haben sie es auch 2018 durchgezogen. Lediglich Tchouameni und Rabiot bzw. Fofana versprühen etwas mehr Spielwitz als Kante und Pogba beim letzten Turnier. Frankreich funktioniert in dieser Einfachheit sehr gut, und sie haben mit Mbappe halt auch einen Schlüsselspieler, der unter all den starken Individualisten noch mal herausragt. Dass er ähnlich wie Messi in der Defensive kaum oder gar nicht mitmacht, kompensiert die Mannschaft ebenfalls sehr gut. Ich bin sehr gespannt. Es wird auf jeden Fall ein tolles Finale.

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