Das große Vakuum

Und wer mäht jetzt den Rasen vor dem Spiel? Henning Rießelmann war beim Fußball-Regionalligisten BW Lohne mehr als nur ein Trainer. Er war ein Hansdampf in allen Gassen, immer unter Strom, mit Vollgas nach vorne. Groß denken – und den Worten Taten folgen lassen.

Die Story vom Coach, der mit dicken Kopfhörern auf den Ohren auf seinem Aufsitzmäher über den Hauptplatz im Heinz-Dettmer-Stadion fährt, steht stellvertretend für das riesige Engagement, das der Dinklager bei BWL an den Tag gelegt hat. Der Höhenflug der vergangenen Jahre trägt Rießelmanns Handschrift. Mit Leidenschaft und Know-how, mit guten Kontakten und einer klaren Philosophie hat der 40-Jährige BW Lohne auf ein neues Level gehoben. Der Heimatsport im Oldenburger Münsterland ist um eine Attraktion reicher. Die Art und Weise, wie BWL zuletzt Fußball gespielt hat, begeisterte Fans aus der ganzen Region.

Klar ist aber auch: Die letzten Tage haben einen Schatten auf die Ära Rießelmann geworfen. Dass er nun von seinen Ämtern zurücktritt, mag voreilig erscheinen, passt aber zu seinem Weg, den er zuvor auch gegangen ist. Klare Kante, keine Kompromisse.

Die große Frage ist nun: Wie geht's kurz- und vor allem mittelfristig bei BW Lohne weiter? Die Gefahr, dass das blau-weiße Kartenhaus komplett zusammenbricht, ist nicht von der Hand zu weisen. Rießelmann hielt schließlich die Fäden in der Hand – und das waren viele. Was nach dem doppelten Rückzug erst mal bleibt, ist ein großes Vakuum. Der Verein ist das Risiko bewusst eingegangen, davon sollte man zumindest ausgehen. Nun aber auf die Schnelle einen Plan B zu entwickeln, ist eine Herkulesaufgabe. Da dürfte die Frage nach dem Rasenmäher das kleinste Problem sein.