Wenn es in eine neue Liga geht, dann wird hin und wieder von „großen Unbekannten“ als Gegner gesprochen. Wenn man so will, dann ist Kickers Emden für den Fußball-Regionalligisten BW Lohne die große Bekannte. „Wir kennen sie, sie kennen uns. Es war letztes Jahr ein Kampf auf Augenhöhe“, blickt Trainer Henning Rießelmann auf das Titelrennen der Saison 2021/22 in der Oberliga zurück. Letztlich setzte sich BWL durch, aber auch Emden bejubelte mit etwas Verzögerung nach der Relegation den Aufstieg in die 4. Liga. Hier begegnen sich die beiden Teams am Freitagabend um 20.00 Uhr zum ersten Mal, Lohne ist zu Gast im Ostfriesland-Stadion.
Für Rießelmann ist es „ein bisschen unverständlich, warum sie so weit abgeschlagen sind“. Mit nur sechs Punkten ist Emden das Schlusslicht der Regionalliga, wenngleich der zweite Saisonsieg am vergangenen Wochenende beim FC St. Pauli II erfolgte (3:2). „Ich glaube, der Sieg war wichtig, damit die Jungs sehen, dass es geht, und für unsere Zuschauer und Fans, damit sie sehen: Die Mannschaft lebt, sie wird weiter engagiert sein“, sagte Trainer Stefan Emmerling der Emder Zeitung.
Aber der Erfolg täuschte natürlich nicht gleich darüber hinweg, dass Emden anders als Lohne einen miesen Start in die Regionalliga erwischt hat – und das nicht nur sportlich. Das Hickhack um die Personalie Daniel Franziskus ging über Wochen. Der Ex-Profi sah sich, mit einem Vertrag ausgestattet, als künftiger Sportdirektor bei Kickers. Emmerling wusste von nichts, es folgte eine öffentlich ausgetragene Schlammschlacht. Ergebnis: Franziskus' Vertrag ruht – und der Klub steht zu seinem Coach. Das tut er auch in sportlich schwierigen Zeiten, wie der Vorstand zuletzt betonte.
Vor einem Jahr gewannen physisch starke Emder
Zuletzt kam dann noch die Nachricht, dass Kickers frühzeitige Personalgespräche führt und Holger Wulff (seit 2016 in Emden) in der Folge schon jetzt nicht mehr dem Kader angehört. Neben Wulff hat sich der Klub auch von Adoyemi Ayodele getrennt, weil laut Verband nur drei Nicht-EU-Spieler dabei sein dürfen und diese drei Positionen bereits vergeben sind.
Solche Unruheherde gibt es bei BW Lohne nicht, die Mannschaft und das Umfeld sind mit der bisherigen Regionalliga-Performance schon sehr zufrieden. Diese Unterschiede ändern nichts daran, dass Henning Rießelmann von einer „heißen Aufgabe“ in Emden ausgeht. Er erwartet ein „50:50-Spiel“ und begründet diese Einschätzung auch mit den Erfahrungen der vergangenen Saison. Das letzte Gastspiel am 4. September 2021 ging für BWL mit 1:3 verloren, damals hatten die Lohner nach zwei frühen Gegentoren große Probleme mit der Emder Physis. Von daher ahnt Rießelmann: „Es kommt auf die Zweikampfführung an – wie wir das Spiel annehmen, wie bissig und aggressiv wir sind.“
Trotz der erwarteten Widerstände sehen sich die Lohner in ihrem Streben nach dem Klassenerhalt auch ein bisschen in der Pflicht, in Emden etwas mitzunehmen. „Wir werden auch heiß sein. Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen – egal, wie schwer es wird“, so der Coach. Und weiter: „Wir können uns nicht erlauben, jetzt eine große Durststrecke zu haben.“
Personell hat BWL zwölf Tage nach dem letzten Spiel bei Eintracht Norderstedt (1:4) – das Duell gegen den Hamburger SV II war am Sonntag abgesagt und auf den 30. November verlegt worden – einige Möglichkeiten. Die Langzeitverletzten fehlen noch, aber der Kader ist laut Rießelmann „ausgewogen“. Angreifer Marek Janssen sei wieder eine „ernsthafte Option“. Er hat am Sonntag 90 Minuten für die Reserve im Bezirksliga-Spiel gegen GW Brockdorf (3:1) mitgespielt und ein Tor erzielt. Die Stürmer Christopher Schepp und Thorsten Tönnies seien aber gegenwärtig ebenfalls „im Flow“ und hätten im Training unter der Woche sehr gut gearbeitet. Generell könne es im Vergleich zu Norderstedt ein, zwei Änderungen in der Startelf geben. Auch taktisch gebe es ein paar Optionen für BWL.