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PROMENADE-Reisetipp: So beeindruckend sind die Weinberge des Chianti

Die Weinberge rund um Florenz sind ein florierendes Urlaubsparadies für Genießer. Vor 50 Jahren war das aber noch ganz anders. PROMENADE zeigt Ihnen, was die Region außer Wein noch so zu bieten hat.

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Von Castelfalfi aus entfaltet sich dieses bilderbuchartige Toskana-Panorama. Foto: Bernhard Krieger/dpa-tmn

Von Castelfalfi aus entfaltet sich dieses bilderbuchartige Toskana-Panorama. Foto: Bernhard Krieger/dpa-tmn

„Super Tuscan“ klingt wie die Italo-Version eines Comic-Helden. Wer sich darunter einen Superman mit Tricolore-Umhang vorstellt, sieht sich aber getäuscht. Supertoskaner können nicht fliegen, sehr wohl aber beflügeln.

Dass die Toskana rund um Florenz und Siena wie eine Bilderbuch-Kulturlandschaft aussieht, in der sich Zypressen-Alleen durch Weinberge und Olivenhaine zu imposanten Landgütern hinauf schlängeln, ist auch das Verdienst der sagenumwobenen Tropfen.

Im Weingut Tignanello lagern unzählige Supertoskaner. Kenner sagen: Mit diesem Wein begann eine neue Chianti-Ära. Foto: Bernhard Kriegerdpa-tmn Im Weingut Tignanello lagern unzählige Supertoskaner. Kenner sagen: Mit diesem Wein begann eine neue Chianti-Ära. Foto: Bernhard Krieger/dpa-tmn 

Die Supertoskaner und ihr Rotwein

Es geht um außergewöhnliche Rotweine von Chianti-Revoluzzern, die von amerikanischen Weinkritikern hochgejubelt wurden: zu „Super Tuscans“. Vor 50 Jahren bewahrten diese „Supertoskaner“ die kriselnden Winzer der Region vor dem Niedergang und damit die von Landflucht ausgezehrte Gegend vor der Verödung.

Weil die meisten Chiantis damals als billige Zechweine verramscht wurden, lohnte sich ihr Anbau kaum noch. „Der Ruf der Weine und die Preise waren in den 1960er-Jahren auf einem historischen Tief“, erinnert sich Albiera Antinori.

Die Geschäftsführerin des Weinimperiums Marchesi Antinori ist die Tochter von Piero Antinori, der den Weinbau in der Toskana - man kann es so sagen: revolutionierte. 

Er reduzierte den damals obligatorischen Anteil von weißen Rebsorten und fügte der vorgeschriebenen Rebsorte Sangiovese allen Widerständen zum Trotz französische Varietäten wie Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc hinzu. Zudem ließ er den Wein in Barriques reifen. Die kleinen Eichenfässer waren in Frankreich und den USA längst geläufig, in Italien zu der Zeit aber völlig unüblich.

Von den Supertoskanern zum Supersonnenuntergang: Der Strand von Rosignano Marittimo ist rund eine halbe Autostunde von Bolgheri entfernt. 
Bernhard Krieger/dpa-tmn
Von Zypressen gesäumte Alleen hinauf zu malerischen Landgütern sind typisch für die Toskana. 
Hilke Segbers/dpa-tmn
Terrasse in Castelfalfi: Die Kombination aus solchen Landschaftsaussichten, gutem Essen und gutem Wein lockt Touristen in die Toskana.
Bernhard Krieger/dpa-tmn
In Panzano liegt die Fleischerei Antica Macelleria des Kultmetzgers Dario Cecchini. 
Bernhard Krieger/dpa-tmn
Die Firma Antinori nel Chianti Classico mit seiner imposanten Zentrale. 
Mauro Puccini/Marchesi Antinori/dpa-tmn
In Castelfalfi liegt das größte Golfzentrum der Region. 
Bernhard Krieger/dpa-tmn

Der neue Rebsorten-Mix und das Holzaroma der Barriques machten den Wein dunkler, runder und zugänglicher. Obwohl Antinori seinen Tignanello genannten Wein 1971 wegen des Weingesetzes nur als einfachen „Vino da Tavola“ - also: Tafelwein - deklarieren durfte, wurde er ein Riesenerfolg. Der vollmundige Tropfen traf genau den Geschmack des amerikanischen Weinpapstes Robert Parker.

Parker ebnete nicht nur dem Tignanello den Weg in die Keller zahlungskräftiger Weinliebhaber. Er förderte auch den fast zeitgleich von Antinoris Neffen Marchese Mario Incisa della Rocchetta im Stil eines Bordeaux gemachten Wein Sassicaia.

Schnell folgten andere Winzer dem Beispiel der beiden Vordenker. So wurden auch die klassischen Chiantis besser und erfolgreicher.

„Der Tignanello war ein Meilenstein. Mit ihm und den anderen Super Tuscans begann eine neue Ära im Chianti“Sommelier Alex Bartoli

Antinori baut seinen Tignanello noch heute auf einem bescheiden wirkenden Gut südlich von Florenz an. Wie eine Kathedrale des Weins wirkt dagegen die neue Zentrale der Firma, die seinen Namen trägt, an der Schnellstraße nach Siena: Antinori nel Chianti Classico.


Info: Auf den Spuren der „Super Tuscans“

  • Anreise: Die Toskana ist von Deutschland aus per Auto oder Bahn am einfachsten über die Gotthard-Strecke durch die Schweiz oder über die Brenner-Route via Österreich zu erreichen. Flugverbindungen gibt es etwa nach Florenz und Pisa, von dort weiter im Mietwagen.
  • Weingüter: Das Netzwerk Toscana Wine Architecture ist ein Zusammenschluss von 14 Kellereien in der Region. Auf der Website des Netzwerks - www.winearchitecture.it/en (Englisch) - gibt es eine Übersicht, außerdem kann man Touren und Verkostungen buchen.
  • Aktiv sein: Wer die Toskana mit dem Rad oder zu Fuß auf Wanderungen erkunden möchte, findet auf der Website des Tourismusverbands der Toskana - www.visittuscany.com/de - Ideen und Tourenvorschläge.

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