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Johannes Hugo-Westendorfs Leidenschaft sind Galloways

"Mensch der Woche": Der 34-Jährige aus Bünne züchtet Rinder. Vertrauen und Verantwortung spielen dabei eine große Rolle - vor allem aber seine Liebe zu den Tieren.

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Verliebt in Rinder mit lockigem Fell: Von seinem ersten Gesellenlohn kaufte Johannes Hugo-Westendorf damals den ersten Zuchtbullen. Foto: Wegmann

Verliebt in Rinder mit lockigem Fell: Von seinem ersten Gesellenlohn kaufte Johannes Hugo-Westendorf damals den ersten Zuchtbullen. Foto: Wegmann

„Fleischkauf ist Vertrauenssache. Meine Kunden wissen: Hinter dem Fleisch, das sie hier kaufen, steckt eine Person, ein Gesicht. Das ist ihnen wichtig“, sagt Johannes Hugo-Westendorf. Der 34-Jährige züchtet seit 2007 mit Leidenschaft Galloway-Rinder. Johannes Hugo-Westendorf ist auf dem elterlichen Hof in Bünne aufgewachsen und hat mit Frau Anne eine kleine Tochter. Nach seiner Ausbildung zum Verfahrensmechaniker hat er sich mit seinem ersten Gesellenlohn gleich einen Traum erfüllt: er kaufte sich den allerersten Zuchtbullen. „Ich hatte mich damals direkt in die Rinder mit ihrem lockigen Fell verliebt“, lacht er.

Seitdem hat sich für Johannes Hugo-Westendorf einiges getan. Seine Herde ist auf über 100 Tiere angewachsen. Man kann sie auf weitläufigen Wiesen im ganzen Kreis finden. Einen geschlossenen Stall kennen seine Tiere nicht, denn das wäre nicht artgerecht. Johannes Hugo-Westendorf zieht seine Tiere auf, er pflegt, füttert, striegelt sie. Er gibt ihnen Namen – und ein Leben, wie sie es besser kaum haben könnten. Und irgendwann bringt er sie zum Schlachter.

„Ich werde oft gefragt, wie das zusammenpasst“, erzählt er. „Aber für mich ist das Entscheidende nicht, dass sie irgendwann sterben müssen, sondern wie sie gelebt haben. Ich weiß, dass sie es jeden Tag gut hatten; dass man sich um sie gekümmert hat und sie ein schönes und artgerechtes Leben hatten.“

Die Tiere wachsen ohne Druck auf

Mit dieser Haltung begegnet Johannes Hugo-Westendorf seinen Galloways und das merken auch die Tiere. Sie reagieren sofort, wenn er auf die Weide kommt. Sie kommen angelaufen und schauen, ob er ihnen leckere Zuckerrüben mitgebracht hat. Selbst die noch scheuen Jungtiere nähern sich neugierig und zeigen keine Angst.
So wachsen seine Tiere langsam und ohne Druck auf.

"Der Tierarzt muss eigentlich nur für Trächtigkeitsuntersuchungen zu uns kommen."Johannes Hugo-Westendorf

Da die Tiere selten krank sind, finden sich auch im Fleisch später keine Rückstände von Antibiotika oder anderen Medikamenten. „Galloways sind von Natur aus sehr robust“, weiß der Bünner. „Der Tierarzt muss eigentlich nur für Trächtigkeitsuntersuchungen zu uns kommen.“ Das liegt auch an dem natürlichen Futter aus eigenem Anbau. Denn Futter dazukaufen will Johannes Hugo-Westendorf nicht: „Dann könnte ich nicht sicher sein, dass es nicht gespritzt oder verunreinigt ist.“ Verantwortung und Transparenz sind ihm bei der Haltung seiner Tiere, aber auch später beim Fleischverkauf sehr wichtig.

In den ersten Jahren hat Johannes Hugo-Westendorf seinen Kunden immer eine Rundmail geschickt, wenn man wieder etwas bestellen konnte. Dann durfte man aus verschiedenen Paketen wählen, solange der Vorrat reicht. Seit Mai 2020 findet man ihn jeden Samstag in seinem Verkaufswagen. Damit fährt er frühmorgens zum Wochenmarkt in Oldenburg. Bis halb vier ist er unterwegs, aber damit ist für ihn der Tag noch nicht zu Ende.

Denn für seine Kunden aus Dinklage und Umgebung ist sein Wagen danach noch am heimischen Hof geöffnet. Dort trifft man zwischen 16 und 17.30 Uhr oft seine Stammkunden an, aber auch Kunden, die zum ersten Mal von seinem Galloway-Fleisch gehört haben, finden sich regelmäßig ein. Dort nimmt Johannes Hugo-Westendorf sich dann auch Zeit für einen kleinen Schnack.

Bundes-Galloway-Jungtierschau in Bünne

„Gerade die Kunden in Oldenburg fragen oft, ob sie uns mal auf dem Hof besuchen können, um sich die Weiden und die Tiere anzuschauen“, sagt der 34-Jährige. „Natürlich ist das eigentlich gar kein Problem, aber es fehlt uns doch ein bisschen die Zeit.“
Darum freut sich Johannes Hugo-Westendorf besonders darüber, dass er dieses Jahr am 25. September die Bundes-Galloway-Jungtierschau ausrichten darf.

Dann wird der heimische Hof in Bünne für drei Tage zum Zuhause von mehr als 50 Jungtieren aus ganz Deutschland. Eines seiner eigenen Jungtiere wird dieses Mal nicht an der Schau teilnehmen, denn dazu bleibt neben dem organisatorischen Aufwand keine Zeit. „Wir haben aber vor ein paar Jahren schon einmal an einer Schau teilgenommen. Unsere Kleine war an dem Tag sehr aufgeregt, wegen der vielen fremden Tiere, aber auf den dritten Platz hat sie es trotzdem geschafft.“

"Es ist ganz toll, das auf Bundesebene ausrichten zu dürfen."Johannes Hugo-Westendorf

Damit seine Kunden die Gelegenheit wahrnehmen können, ihn zu besuchen, verbindet Johannes Hugo-Westendorf die Jungtierschau mit einem Hoffest. „Das Programm steht schon“, freut er sich. „Wir haben Zusagen von vielen regionalen Händlern, die man sonst fast nur auf den eigenen Höfen findet. Am Freitagabend wird ein großes Fünf-Gänge-Menü ausgerichtet, da dreht sich alles ums Gallowayfleisch“, erzählt er. „Dafür kann man sich bereits anmelden.“
Für Johannes Hugo-Westendorf ist die Bundes-Galloway-Jungtierschau ein großer Tag: „Es ist ganz toll, das auf Bundesebene ausrichten zu dürfen“, sagt er und ist schon jetzt voller Vorfreude. Auch Tochter Luzie kann das Fest auf dem eigenen Hof kaum erwarten.

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