Dirk Korfhage zieht es zurück ans Wasser - und in alte Gemäuer. In Neumühle feierte er als Koch große Erfolge und setzte in der Region neue Maßstäbe in der Kulinarik.
Was ihm in der Wassermühle an der Aue bei Visbek gelang, das will er auch an der Hase bei Quakenbrück schaffen. Mitten in der Pandemie pachtet der Cloppenburger den Artlandkotten, ein rund 500 Jahre altes Gehöft, das vor einigen Jahren von einem Investor mit großem Aufwand saniert wurde. Hier gibt es vier gastronomische Bereiche, die für sich schon größer sind als manches Restaurant. Darüber hinaus lockt der Uferbereich der Hase jede Menge Ausflügler an. Rechnet man alles zusammen, bieten die Räume und die Freiluftanlagen Platz für über 500 Gäste.
Mit großer Kochkunst, engagiertem Service und einem professionellen Hygienekonzept schaffte er im Spätsommer und Herbst vergangenen Jahres einen guten Start, doch dann trafen ihn die Corona-Restriktionen, wie andere Branchen auch. Überall machte sich Verzweiflung breit. Doch spricht man heute mit dem 44-jährigen Gastronomen, wirkt er entspannt und selbstbewusst, und er ist voller Erwartung und Optimismus für das neue Jahr. Dabei müsste ihn die Summe aller Lasten aus Pacht, Personal, Energiekosten und andere Verpflichtungen eigentlich erdrücken.
Korfhages Tochter hat vieles relativiert
Aber Dirk Korfhage bleibt gelassen. Er hat in seinem Leben schon viele Höhen und Tiefen erlebt und kann die Dinge, die vor ihm liegen, gut einschätzen. Und es ist ein neuer Mensch in sein Leben getreten, der alles verändert. Seine jüngst geborene Tochter hat offenbar die Vaterinstinkte in ihm geweckt und vieles relativiert. Mit dieser neuen Perspektive, gibt er freimütig zu, falle ihm die Orientierung viel leichter.
Aber da ist ja immer noch Corona. Natürlich wisse er nicht, welche Überraschungen die Pandemie noch mit sich bringe. Doch er nehme jede Herausforderung an und plane professionell und detailliert für die Zukunft. 53 Hochzeitstermine stünden schon auf dem Kalender. Auch die unternehmerische Planung habe einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Insider würden das zuerst am Büro bemerken.
Im Artlandkotten gebe es 3 voll ausgestattete Schreibtisch-Arbeitsplätze. "Früher für mich unvorstellbar, heute unverzichtbar. Hier ist die Schaltzentrale des Artlandkottens", sagt der Gastronom und betont dabei auch die ständige, enge Zusammenarbeit mit Steuerberater, Behörden und der Dehoga. "Ich habe viel gelernt in den letzten Monaten. Nie zuvor habe ich so tief in der Materie gesteckt", beschreibt der Cloppenburger seine Entwicklung vom Koch zum Unternehmer.
Faire Bezahlung gehört zum erfolgreichen Unternehmen dazu
Es sei heute alles entscheidend, nicht nur im Unternehmen, sondern auch am Unternehmen zu arbeiten. Kreativität bei Vertragsabschlüssen, digitale Meetings und Terminabsprachen und die umfassende Kenntnis komplexer Vorschriften seien ebenso wichtig wie gute Köche und optimale Einkäufe. Nur so könne man die Kosten decken und komme durch die Krise. Wichtig sei ein guter Blick für fähiges Personal. "Dazu gehört für mich aber auch die faire Bezahlung, auch wenn viele Kollegen das nicht hören wollen", betont Korfhage.
Grundlage dafür sei eine realistische Kalkulation, egal ob man Hamburger verkaufe oder ein Feinschmecker-Restaurant betreibe. Die meisten Lebensmittelskandale seien doch entstanden, weil an bestimmten Stellen nicht genug Geld verdient werde. Dann kämen Chemie und billige Zutaten auf den Teller und am Ende gebe es jedes Jahr mehr Allergien, schimpft der langjährige Küchenchef. Deshalb werde er im Artlandkotten regelmäßig am Herd stehen und mit besten Zutaten kochen.
"Der verzichtet auf ein Auto und kauft lieber gute Lebensmittel. Super!"Dirk Korfhage über seinen Kollegen
Derzeit sei eine neue Speisekarte für das Restaurant in Arbeit und gemeinsam mit Koch Pedro würde zurzeit viel getestet und probiert. Der Kollege ist übrigens ganz nach Korfhages Geschmack: "Der verzichtet auf ein Auto und kauft lieber gute Lebensmittel. Super!". Es passt zu Korfhages Leidenschaft für die Kochkunst und die Gastronomie, dass er einen ganz eigenen Blick für seine Mitbewerber hat. Einerseits: "Wer den Lockdown nicht nutzt, um an sich zu arbeiten und neue Ideen zu produzieren, hat es schwer und nicht anders verdient". Andererseits bedauert er, dass neuen und jungen Kollegen der Start in den Beruf fast unmöglich gemacht werde. Die Branche könnte viele Talente verlieren. Für sich selbst blickt er optimistisch in die Zukunft. "Der Artlandkotten ist ein wunderschöner Betrieb. Der passt zu mir. Hier möchte ich bis zur Rente arbeiten."