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Damme Helau! Wir feiern online mit Euch!

Dafür schwelgen wir mit unseren Leserinnen und Lesern in ihren Erinnerungen. Sie haben uns ihre schönste Carnevals-Geschichte aufgeschrieben. Wir teilen sie mit Euch!

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Foto: OV-Archiv

Foto: OV-Archiv

Der Dammer Straßencarneval fällt wegen der Corona-Pandemie aus. OM-Medien hat deshalb Närrinnen und Narren gebeten, persönliche Erinnerungen niederzuschreiben, um so für ein bisschen Frohsinn zu sorgen. Wir haben eine erste Auswahl für Sie zusammengestellt.

Hedwig Biestmann (Damme): Weiße Mäuse tanzen auf dem Tisch

Es war Anfang der 1950er Jahre im Dammer Carneval. Anneliese Wienhold (verheiratete Wessel) und ich standen an der Bahnbrücke und kassierten am Schlagbaum von den herbei strömenden Besuchern eine DM Kostenbeitrag für die Umzüge. Es war zwar kalt, aber wir haben trotzdem ein paar Stunden durchgehalten.

Anschließend gingen wir den Umzug anschauen, wobei wir am Straßenrand mit den anderen Zuschauern untergehakt kräftig mitschunkelten. Danach feierten wir vor dem alten Kriegerdenkmal bei der Abschlusskundgebung auf dem Kirchplatz weiter, um dann verschiedene Kneipen aufzusuchen. So kamen wir bald zu Butke-Bollmann, wo an einem runden Tisch Pingel-Hermann (Wienhold), Lüchten-Jopp (Haverkamp), ,Graf Hindken' (Heinrich Grafemeyer, Viehhändler aus Osterdamme) und Max Bracht, der Dirigent des Kolpingorchesters Vechta, mit meinen beiden Schwestern Maria und Hildegard saßen. Die Runde schunkelte und sang in bester Stimmung, mit besonderem Vergnügen das Lied ,Max, wenn du den Tango tanzt, dann weißt du, was du kannst'.

Lange her: Anfang der 1950er Jahre übernahmen Hermann Wienhold (links) und Josef Haverkamp die Rollen des Pingel-Hermann und Löchten-Jopp. Foto: StadtmuseumLange her: Anfang der 1950er Jahre übernahmen Hermann Wienhold (links) und Josef Haverkamp die Rollen des Pingel-Hermann und Löchten-Jopp. Foto: Stadtmuseum

Plötzlich griff inmitten des Liedes ,Graf Hindken' in seine Manteltaschen und holte ein paar weiße Mäuse heraus, die er quer über den Tisch und sogar über seinen Hutrand laufen ließ. Wir Mädchen schrien und wichen entsetzt zurück, doch die Herren hatten uns fest eingehakt und schunkelten mit uns weiter. Als er die Mäuse wieder eingefangen hatte, wiederholte ,Vatter Graf' die Vorstellung zu unserem Entsetzen mehrere Male und hatte daran ein tierisches Vergnügen.

Auf dem späteren Nachhauseweg gingen wir noch in die Gastwirtschaft Trimpe am Bahndamm. Vor der Theke stand dort Trimpen Onkel ,Wulli' bei einem großen Topf saurer Heringe und bot uns welche an. Ich nahm einen heraus, wollte kräftig zubeißen, doch eh ich mich versah, flutschte mir der glitschige Fisch weg und platschte zurück in das Glas. Alle meine Bemühungen, ihn wieder herauszugreifen, scheiterten kläglich und ich gab es schließlich auf. Onkel ,Wulli' aber freute sich königlich, denn ich hatte ja schon meine 20 Pfennige bezahlt. Doch bis heute habe ich nichts dafür bekommen.


Florian Thamann (Damme): Wo die Liebe hinfällt

Ich, ein junger Mann aus Ostniedersachsen, ohne jeglichen karnevalistischen Hintergrund, ging 1996 zum Jurastudium nach Bayreuth. Dort ergab sich der erste entscheidende Zufall, denn ich traf auf einen Kommilitonen aus Handorf-Langenberg.

Nachdem dieser schon mehrmals über den Karneval (damals für mich Unwissenden noch mit ,K') in Damme geschwärmt hatte, fragte er mich Ende 1997 doch tatsächlich, ob ich 1998 mit nach Damme zum Karneval kommen wolle. Damme? Karneval? Beides war für mich völlig unbekannt. Karneval kannte ich bis dahin nur aus dem Kindergarten und von ,Schunkelsitzungen' aus dem Fernsehen. Ich hatte Vorbehalte und musste mich wirklich durchringen ,Ja' zu sagen.

Florian Thamann und seine Frau Eva lernten sich 1999 beim Dammer Carneval kennen. Foto: privatFlorian Thamann und seine Frau Eva lernten sich 1999 beim Dammer Carneval kennen. Foto: privat

Ich fuhr dann aber mit und erlebte 3 Tage lang eine wirklich richtig gute Party. Deswegen fiel es mir dann 1999, zwischenzeitlich zum Studieren nach Münster gewechselt, nicht mehr schwer, erneut mit zum Carneval (ab jetzt aber mit 'C') nach Damme mitzufahren, um dort wieder zu feiern. Und wie es erneut der Zufall wollte, lernte ich dabei meine Frau Eva, eine gebürtige Dammerin, näher kennen, die in der gleichen Carnevalsgruppe mitmachte.

Wir verliebten uns, blieben zusammen, 2005 heirateten wir und bekamen zwei Kinder. Weitere Zufälle führten uns 2010 schließlich zum Wohnen nach Damme und mich seit 2021 sogar in den Stadtrat von Damme. Der Dammer Carneval ist für mich deshalb untrennbar mit den vielen Zufällen des Lebens verbunden. Hoffen wir alle zusammen, dass der Dammer Carneval 2023 endlich wieder stattfinden und für weitere schöne Zufälle sorgen kann!


Erika Persing (Damme): Als der Ehering wieder auftauchte

Es war im Jahr 1989. Mein Mann Peter und ich standen während des Carnevalsumzuges am Straßenrand, als eine Umzugsteilnehmerin ihm einen gefundenen Ehering in die Hand drückte mit der Bitte, diesen beim Fundamt abzugeben. Ohne weitere Angaben zu ihrer Person war sie dann auch schon wieder im Umzug verschwunden.

Mein Mann brachte den Ring wie vorgesehen zum Fundamt der Stadt Damme. Irgendwann bekamen wir eine Nachricht mit der Bitte, den Ring abzuholen, da sich kein Verlierer gemeldet hatte. Gesagt, getan.

Über den wiederaufgetauchten Ehering freuten sich (von links) Wilfried und Inge Strubbe, Peter Persing und Marianne Beckmann. Foto: PersingÜber den wiederaufgetauchten Ehering freuten sich (von links) Wilfried und Inge Strubbe, Peter Persing und Marianne Beckmann. Foto: Persing

Anschließend geriet der Ring in Vergessenheit. So ging die Zeit ins Land. Wir wurden Eltern und bekamen nach altem Brauch einen Kilmerstuten von unseren Freunden. Zur späteren Stunde kamen wir auch auf das Thema Silberhochzeit. Unsere Freundin Inge erklärte, dass sie wohl nicht feiern wollte, da ihr Mann seinen Ehering auf dem Carneval verloren hatte. Zu seiner Verteidigung erwiderte er, dass ihm beim Helau rufen der Ring vom Finger geflogen und unauffindbar war.

Dann verschwand mein Mann plötzlich und erschien mit dem Ehering. Ihm war eingefallen, dass der Name Inge im Ring eingraviert war, wir aber von dem Verlust gerade erst erfahren hatten. Er übergab den Ring mit den Worten ,Ich glaube, Ihr könnt die Silberhochzeit feiern'. Zu aller Überraschung handelte es sich um den verloren gegangenen Ehering. Alle Anwesenden waren stumm vor Verblüffung, und die Feier wurde mit einem Ehrentanz fortgeführt und dauerte bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages an.


Dennis Brömlage (Vörden): Vom Carneval zu "Wetten, dass ...?"

Schulzeit vorbei, die Leute strömen auseinander. Aus dieser Gemengelage entstand die Carnevalsgruppe ,HoKoBrö' (der Name entspringt den Anfangsbuchstaben der Nachnamen von Mario Hoffmann, Theodor Koch und Dennis Brömlage; später stieß noch Tobias Maue zur Gruppe).

Unsere Jahrzehnte als Kleingruppe hatten bisher so einiges zu bieten. Gleich im ersten Jahr bereiteten uns die Streifzüge samt Handwagen durch die Zelte eine gehörige Portion extra Spaß. Aber das verbuchen wir unter ,nette Nebeneffekte'.

Ein ganz besonderes Highlight bescherte uns der Dammer Carneval allerdings indirekt: Im Jahr 2000 war Fußballikone Diego Armando Maradona unser Carnevalsthema. Hierfür hatten wir uns die Originaltrikots der argentinischen Fußballnationalmannschaft zugelegt. Das Thema kam gut an, wir erhielten den obligatorischen 3. Platz und das war's. Denkste!

Im Trikot der argentinischen Nationalmannschaft präsentierten sich (von links) Dennis Brömlage, Mario Hoffmann und Theodor Koch. Foto: privatIm Trikot der argentinischen Nationalmannschaft präsentierten sich (von links) Dennis Brömlage, Mario Hoffmann und Theodor Koch. Foto: privat

Im darauffolgenden Jahr fand kurz vor Carneval in Bremen die legendäre Unterhaltungsshow ,Wetten, dass . . .???' mit Thomas Gottschalk statt. Und für die Saalwette benötigte man Utensilien der anwesenden Stargäste. Zu letzteren zählte eben auch Diego. Kurz entschlossen fuhren wir schnell hin, die Trikots im Gepäck. Und als wir diese Raritäten (Wer hat schon ein Argentinien-Trikot?) vor den Eingangstoren zeigten, wurden wir durchgewunken und durften 20 Minuten später bei ,Wetten, dass . . .???' live im Fernsehen auftreten – samt Handshake mit den Weltfußballern Diego Maradona und Lothar Matthäus. Ein fantastischer Abend Dank des Dammer Carnevals.


Franz Kraimer (Damme): Von ehemals weißen Socken

Jubiläumsjahr 1964 (die Dammer feierten 350. Jahre Carneval, die Redaktion): Die Gemeindeverwaltung nahm mit ihrem Wagen mit dem Motto ,Rathaus Damme 1614 – früher machte einer alles und heute?' teil. Darstellung: ein kleines Fachwerkhaus mit viel Heu und Stroh auf dem Wagen, ein kleines Tiergehege und ein alter Tisch mit einem Stuhl als weitere Kulisse. Besatzung: Heinrich Biestmann (Biestmann's Hein), damaliger stellvertretender Gemeindedirektor und überaus sparsamer Gemeindekämmerer, ein Schafbock und ein Hund.

Den Hund Struppi, ein weißer Spitzmischling, hatte Kraimers Franz als damaliger Lehrling im Rathaus besorgt. Struppi wurde kurzerhand während des Umzugs an den Stuhl in Heinrichs Nähe gebunden, und während des Umzugs mit reichlich Wurst und Wasser versorgt. 

Struppis Wirkungsstätte: Auf diesem Wagen leerte der Hund des Öfteren seine Blase. Foto: KraimerStruppis Wirkungsstätte: Auf diesem Wagen leerte der Hund des Öfteren seine Blase. Foto: Kraimer

Heinrich hatte sich mit edlem Zwirn in Schale geworfen und sich als Fußbekleidung warme, weiße Schafwollsocken mit Holzschuhen gegönnt. Während des grandiosen Jubiläumsumzuges hob der durch Umzugslärm und Blasmusik genervte Struppi mehrfach sein Bein und entleerte seine gestresste Blase. So verfärbten sich im Laufe des Umzugs Heinrichs Socken von einem ,strahlend-weiß' in einen ,gelblich-grünen' Mix.

Der von einigen Schnäpsen und vielen Helau-Rufen leicht angeschlagene Kämmerer bemerkte dies allerdings erst am Ende des Umzugs, da seine schönen Socken mittlerweile leicht durchtränkt in den Hölsken feststeckten, was bei ihm ein großes Lamentieren auslöste. In den folgenden tristen Wochen der Fastenzeit plagten Heinrich Rachegelüste, hatte er doch inzwischen festgestellt, dass Struppi bei der Hundesteuer nicht – ebenso wie viele andere Dammer Hunde auch – erfasst war. Diese entluden sich, als kurz vor Ostern die Familie von Franz einen 'Hundesteuerbescheid' erhielt, der, auch nachdem Struppi schon lange das Zeitliche gesegnet hatte, noch Jahre wiederkehrend der Familie zuging.


Gerda Runnebaum (Osterfeine): Maket nix, Richard halt us neiher aff!

Ja, da standen wir wieder, wir vier närrischen älteren Mädels aus dem Dammer Osten, am Rosenmontag 2020. Vorne in Osterdamme, bei Schmiesings, auf unserem Stammplatz, um uns den herrlichen Carnevalsumzug anzuschauen. Der Umzug dauerte lang, die vielen geschenkten Klopfer taten ihre Wirkung und die Füße waren kalt.

Brunhilde sagte: ,Ich brauche Kaffee, lass uns in den Sternenhimmel gehen!' Da saßen wir nun bei Kaffee und Butterkuchen und die Band spielte ,Kerls seid fidel, fidel, woll’n wer mal lustig sein, nach meiner Seel'. Dazu passend kam mein Schwiegersohn an unseren Tisch und sagte: ,Für euch närrischen Omis geb' ich erst mal einen aus!'

Was tat uns das Schnäpschen gut, was tat es gut! Markus meinte: ,Ihr seid so gut drauf, für euch gebe ich noch einen aus!' ,Ja', erwiderte ich darauf, ,Datt geiht doch nix orwen goen Schwiegersohn!'

Die Stimmung bei uns und im Zelt war super und die Musik spielte ,Keiner ist da, der uns einen gibt'. ,Mensch', sagte Mia, ,Schwiegersohn hepp ik hier nich, aber eine Schwiegertochter!' Börna, unser närrischer Betreuer, ging auf die Suche und kam mit Anja samt einem Kasten Klopfer wieder an unseren Tisch. ,Prost, ihr lustigen Omis, auf Rosenmontag!'

Immer her damit: Einen Klopfer nach dem anderen machten die lustigen Närrinnen aus dem Dammer Osten leer. Foto: RunnebaumImmer her damit: Einen Klopfer nach dem anderen machten die lustigen Närrinnen aus dem Dammer Osten leer. Foto: Runnebaum

Jetzt ging die Party richtig los. Ein Klopfer nach dem anderen – wir waren aufs Allerbeste. Elli meinte: ,Nützt nix, eigentlich müsste meine Schwiegertochter auch hier im Zelt sein.' Es dauerte nicht lange und Kerstin kam mit einem Kasten Klopfer. Auch Susi und Judith spendierten uns eine Lage. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt. Wir wurden immer munterer, immer mutiger und standen schließlich auf den Bänken und sangen aus voller Brust: ,Es braust ein Ruf wie Donnerhall!' Mia sagte: ,Maket nix, Richard halt us neiher aff!'

Ob ihr es glaubt oder nicht, auch Ruthis Schwiegersohn Jens wurde per Handy alarmiert und stand ebenfalls mit einem Kasten Klopfer vor seiner Schwiegermama. Inzwischen hatten sich auch Mechthild, Petra und Uschi zu uns gesellt, nachdem sie närrischen Einstand geleistet hatten. Elli stellte fest: ,Datt geiht vörndage Kopps unner, Kopps örwer!' ,Maket nix', sech Mia, ,Richard halt us aff!'

Alle Schwiegerkinder hatten ihren Beitrag geleistet, nur Brunhilde sagte: ,Von us is kiene dor.' Doch plötzlich standen auch Andrea und Theo im Sternenhimmel und meinten: ,Wir konnten euch schon hören, als wir ins Zelt kamen.' ‚Und wir fühlten nicht das Mahnen, brav zu sein, wie unsere Ahnen!‘

Wir Omis von der Lage haben nach Herzenslust Carneval gefeiert und werden noch oft an diesen schönen Tag zurückdenken. Unsere Schwiegerkinder hatten die Knippe leer, und wir marschierten im Gänsemarsch aus dem Sternenhimmel. Und ,Richard halde us aff!'. Helau!

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