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Zum Tierschutz gehört auch Empathie

Thema: Tierschutz – Beim Tierschutz und unserem Umgang mit den Mitgeschöpfen ist noch Luft nach oben. Wie bei unseren Mitmenschen sollte auch bei Tieren Mitgefühl gelten.

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Schon als Kind lernten wir: „Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu“. Der Reim ist eine ganz gute Umschreibung des Wortes „Empathie“. Also Mitgefühl. Viele haben es ganz natürlicherweise für ihre Mitmenschen. Alle Religionen fordern es ein. Bei Tieren jedoch ist es anders. Für sie empfinden längst nicht alle echtes Mitgefühl. Und schon gar nicht für solche Tiere, denen man Leid und Schmerz nicht unmittelbar ansieht. Schlangen etwa.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hatte Anfang des Jahres vorgeschlagen, den privaten Besitz von exotischen Tieren zu verbieten und war damit auf heftige Ablehnung gestoßen. Individuelle Freiheit statt grüner Verbote, auch bei diesem Thema zeigt sich sofort der Konflikt. Viele Menschen denken, es sei ihre persönliche Freiheit, so viele Aquarien und Terrarien zu füllen, wie sie wollen. Wie sich ihre Tiere fühlen, wissen sie nicht oder interessiert sie nicht. Oder sie glauben guten Gewissens, alles richtig zu machen. Heftig wurde und wird auch über Auftritte von Wildtieren in Zirkussen gestritten, ebenso über ihre Haltung in Zoos. Nicht zu reden von der ganzen agrarpolitischen Debatte um die Massentierhaltung.

"Wenn ich all das mit meinen Mitgeschöpfen schon machen muss und auch machen kann, dann sollte ich doch wenigstens versuchen, jedes unnötige Leid zu vermeiden."Werner Kolhoff

Ich finde, der Kinderspruch bietet eine gute Grundorientierung für die Debatte. Es ist klar, dass der Mensch Tiere benutzt. Als Lastenträger, als Rohstoffquelle, als Nahrung. Dass er sie also halten und auch töten darf. Und manchmal muss er sich ihrer erwehren, etwa weil sie Krankheiten übertragen oder gefährlich sind. Alles okay. Folgt man aber dem Grundsatz der Empathie, dann wird man sagen: Wenn ich all das mit meinen Mitgeschöpfen schon machen muss und auch machen kann, dann sollte ich doch wenigstens versuchen, jedes unnötige Leid zu vermeiden.

Also keine Wildtiere zum Spaß halten oder bei Showjagden töten, sie nicht für irgendwelche Belustigungen vorführen oder mit Extremzuchten quälen. Und zweitens sollte ich alles tun, um das verbleibende, unvermeidbare Leid zu vermindern, wo es nur geht. Und nicht zum Beispiel aus rein wirtschaftlichen Gründen darauf verzichten. Täten das alle, sähe die Welt für die Tiere freundlicher aus. Das wäre wohl auch im Eigeninteresse unserer Spezies. Denn ist es nicht so: Wo die Empathie gegenüber Tieren fehlt oder gar die Rohheit regiert, da fehlt sie im Zweifel auch gegenüber den Mitmenschen.


Zur Person:

  • Der Lohner Werner Kolhoff, Jahrgang 1956, hat für den Berliner Tagesspiegel und die Berliner Zeitung gearbeitet, war Sprecher des Berliner Senats und leitete ein Korrespondentenbüro.
  • Heute ist er in der Hauptstadt als politischer Kolumnist tätig.
  • Den Autor erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de.

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