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Wegen Kostenexplosion: Niedersachsens Kliniken richten Hilferuf an Politik

Im Gegensatz zu anderen Branchen könnten Mehrkosten für Energie, medizinische Produkte, Medikamente oder Lebensmittel nicht in Form von Preiserhöhungen weitergegeben werden.

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Symbolfoto: dpa

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Angesichts massiver Preissteigerungen haben die niedersächsischen Kliniken kurzfristig finanzielle Unterstützung vom Staat gefordert. „Die Situation ist so angespannt wie nie zuvor“, sagte der Vorsitzende der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG), Hans-Heinrich Aldag, am Donnerstag in Hannover. Im Gegensatz zu anderen Branchen könnten Mehrkosten für Energie, medizinische Produkte, Medikamente oder Lebensmittel nicht in Form von Preiserhöhungen weitergegeben werden. Die Kliniken werden durch sogenannten Fallpauschalen vergütet, die ausgehandelt wurden, als Ukraine-Krieg und Energiekrise noch nicht absehbar waren.

Darüber hinaus hätten die Krankenhäuser nach wie vor mit gravierenden personellen und wirtschaftlichen Belastungen infolge der Corona-Pandemie zu kämpfen, sagte Aldag. Finanzielle Einbußen würden im Moment aber nicht mehr abgefedert. Der Corona-Rettungsschirm mit Ausgleichszahlungen vom Bund lief Ende Juni aus. Im Klinikum Region Hannover zum Beispiel werden laut Geschäftsführung derzeit zehnmal so viele coronainfizierte Patienten behandelt wie im Sommer 2021. Auch wenn viele nicht wegen, sondern nur mit Corona ins Krankenhaus kämen, müssten sie isoliert werden. Auch Pflegekräfte und Mediziner, die wegen Infektionen ausfallen, belasteten die Häuser.

„Ich halte eine kurzfristige finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser für unabdingbar.“Daniela Behrens (SPD), Niedersachsens Gesundheitsministerin

Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens äußerte Verständnis. „Ich halte eine kurzfristige finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser für unabdingbar“, sagte die SPD-Politikerin. Das betreffe vor allem die laufenden Betriebskosten, für die der Bund zuständig sei. Daher habe sie Bundesminister Karl Lauterbach (SPD) bereits im Juni um schnellstmögliche Hilfen, etwa durch einen Inflationsausgleich, gebeten.

Die Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur des KRH Klinikums Region Hannover, Barbara Schulte, rechne allein für ihr Haus mit seinen zehn Standorten mit inflationsbedingten Mehrkosten in Höhe von über 30 Millionen Euro im Jahr 2023. Darauf enfielen allein zwölf Millionen Euro auf Kostensteigerungen im Bereich Energie. Für viele Kliniken sei die Lage existenzbedrohend, betonte Schulte.

Massive Investitionen sind notwendig

Schon Anfang 2022 sahen sich mehr als drei Viertel der niedersächsischen Kliniken laut einer Umfrage mittel- bis langfristig in ihrer Existenz bedroht. Seit Jahren kämpfe man mit dem Fachkräftemangel, überbordender Bürokratie sowie ungenügender Finanzierung, hieß es von der NKG.

Um die niedersächsischen Krankenhäuser fit für die Zukunft zu machen, sind massive Investitionen notwendig, viele Gebäude sind sanierungsbedürftig. Ministerin Behrens verwies darauf, dass das Land die Investitionsförderung für 2022 und 2023 um 30 Millionen auf 150 Millionen Euro erhöht habe. Sie plädierte für ein Sondervermögen in Höhe von 2,5 bis 3 Milliarden Euro, um die Kliniken im Land zukunftsfähig zu machen.

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