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Vorbild sein in der Auseinandersetzung mit Antiziganismus

Thema: Die MIA stellt ihren ersten Jahresbericht vor – Der offenbart einen Auftrag an uns alle.

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Diese Geschichte von Klischees und Vorurteilen hört nicht auf. Für Sinti und Roma bleiben daher Diskriminierung und Anfeindung ihr Alltag. Aber wieso? Und warum sogar auf institutioneller Ebene, wo laut des ersten Jahresberichtes der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) vor allem geflüchtete Mitglieder von Romagruppen aus der Ukraine unter der Ungleichbehandlung durch Behördenvertreter zu leiden haben?

Das Problem bleibt, weil wir uns nicht mit ihm auseinandersetzen und uns schon das Wort "Antiziganismus" eigenartig erscheint. Bedenklich ist das, weil wir uns für eine aufgeklärte Gesellschaft halten. Dabei ist das Gedankenfehler Nummer eins: Weltveränderung durch Wissensausbreitung plus einem Plädoyer für Menschenwürde sind dauerhaft aktuell. Der Prozess endet nie.

"Wir sehen nicht, dass diese Art des Rassismus' für ganz Europa gilt."

Was die Roma und Sinti angeht, so haben wir es offenbar mit einem nur schwer zu erschütternden Unwissen zu tun, aus dem wir unsere Narrative nähren. Das drücken wir zwar nicht mehr aus wie noch unsere Großeltern, die den "wilden Zigeunern" unbesehen unterstellten, alles inklusive fremder Kinder zu klauen. Unsere Wahrnehmung aber ist ebenso selektiv: Wir sehen Armut, Unbildung, Verwahrlosung, aufdringliche Frauen, nackte Kinder und Männer mit Goldzähnen, die bedrohlich, weil nicht integrierbar "von außen" zu uns kommen. Wir sehen nicht, dass diese Art des Rassismus' für ganz Europa gilt und ihm alle Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft mutiger entgegentreten müssten. 

Viele der Anfeindungen, die die MIA für Deutschland aufgelistet hat, sind keine Straftaten. Auch die Gesamtsumme bundesweit scheint mit 621 Vorfällen überschaubar. Alles nur ein kleines Problem, wie die betroffene Gruppe doch auch klein ist? Nicht, wenn Deutschland es besser machen und Vorbild sein möchte. Ich wünsche es mir.

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