Er galt als "Napoleon von der Saar" und Hoffnungsträger der SPD: Oskar Lafontaine war einst ein Polit-Star. Der ganz große Durchbruch blieb dem Redetalent aber verwehrt. 1990 machte ihn die Partei zum Kanzlerkandidaten, doch gegen das pfälzische Schwergewicht Helmut Kohl und die euphorische Stimmung nach der Wiedervereinigung hatte der linke Mahner keine Chance. "Ein Saarländer ist genug", hieß es auf Wahlkampfschildern. Seine Warnung, die Einheit sei nicht zum Nulltarif zu bekommen, wollten damals nur wenige hören.
An die Regierung kam Lafontaine trotzdem noch. Als Finanzminister hielt er es aber nicht lang neben dem anderen Alphatier, Gerhard Schröder, aus. Weil sich Rot-Grün aus seiner Sicht dem neoliberalen Zeitgeist unterworfen hatte, schmiss er lieber gleich ganz hin. Seinen Totalverzicht auf Amt, Parteivorsitz und Mandat nannte er später eine "emotionale Überreaktion".
Mit der Gründung der Linken rächte sich Lafontaine an der SPD. Aber auch mit seiner neuen Partei lag er schließlich über Kreuz. Die ist ihm inzwischen zu grün. Statt auf großer Bühne zu glänzen, verstrickte sich "Oskar" in einen erbitterten Kleinkrieg. Mit 78 ist er es offenbar leid. Auch der Ukraine-Krieg dürfte ihm zusetzen. Lafontaine hatte noch kurz vor dem Angriff mehr Verständnis für Putin gefordert. Darin stimmt er mit Ehefrau Sahra Wagenknecht überein, die in einem Buch süffisant über die "Lifestyle-Linken" ablästert. Sie dürfte ihm bald folgen. Dann haben die Linken, abgesehen vom 74-jährigen Gregor Gysi, keine prominenten Köpfe mehr.