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Quarantäne-Chaos: Lauterbach rudert zurück und will bei der Pflicht bleiben

Gesundheitsminister Lauterbach hat in der Nacht überraschend angekündigt, dass der Plan für die freiwillige Isolation einkassiert wird. Laut Voting von OM-Online würde sich die Mehrheit daran halten.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußert sich bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage. Foto: dpa/von Jutrczenka

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußert sich bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage. Foto: dpa/von Jutrczenka

Die zum 1. Mai geplante freiwillige Isolation von Corona-Infizierten soll es nun doch nicht geben. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" an. "Diesen Punkt, dass die Infizierten, dass die sich selbst isolieren, und nicht mehr durch das Gesundheitsamt aufgefordert werden, den werde ich wieder einkassieren." Das wolle er am Mittwoch offiziell machen. Bleiben solle aber eine verkürzte Isolation von fünf Tagen.

Damit gibt es einmal mehr einen verwirrenden Zickzack-Kurs in der Bekämpfung in der Pandemie. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich darauf verständigt, von der verpflichtenden Quarantäne im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus zu einer freiwilligen Selbstisolation umschwenken zu wollen. Infizierten sollte demnach nur noch „dringend empfohlen“ werden, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden – für Kontaktpersonen von Infizierten sollte es entsprechend gelten. Eine Anordnung des Gesundheitsamts sollte wegfallen.

"Wir halten die Regelungen für angemessen und vertretbar."Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens am Dienstag zu den neuen Plänen

Lediglich für Mitarbeiter im Gesundheitswesen sollte es mit einem durch die Gesundheitsämter ausgesprochenen Tätigkeitsverbot und strengen Testregime bei strengeren Regeln geben. Das neue Konzept der Isolation hatte Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniele Behrens erst am Dienstagnachmittag vorgestellt. "Wir haben die Vorschläge des RKIs in Niedersachsen unter anderem gemeinsam mit den Expertinnen und Experten des Landesgesundheitsamts beraten und halten die Regelungen für angemessen und vertretbar", erklärte Behrens. Die Begründung: "In der aktuellen Omikron-Phase erleben wir, dass eine Infektion nicht zwangsläufig schwer verlaufen oder mit Symptomen einhergehen muss." Gleichzeitig verwies Behrens auf die hohe Impfquote. "Bei den besonders gefährdeten älteren Menschen liegt die Booster-Quote in Niedersachsen sogar bei 82,3 Prozent."

OM-Online-Voting: Mehrheit hätte sich freiwillig isoliert

Der große Teil der Leser von OM-Online hätte sich wohl an die neuen Empfehlungen ab dem 1. Mai gehalten. Das ist zumindest das Ergebnis eines Social-Media-Votings, das nunmehr aufgrund der neuen Entwicklungen vorzeitig beendet wurde, auf den Kanälen bei Instagram und Facebook. Von den 2474 teilnehmenden Usern stimmten 69,8 Prozent mit "Ja" – sie würden sich im Falle eine Infektion auch freiwillig in Isolation begeben. 

Gleichwohl wurde auch die Kritik an dem Vorhaben, die Quarantänepflicht auslaufen zu lassen, am Dienstag immer lauter. Besonders heftig war der Gegenwind vom Deutschen Gewerkschaftsbund: "„Mit diesem Vorschlag würde die Bundesregierung die Bekämpfung des Infektionsgeschehens faktisch aus der Hand geben“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Zusammen mit dem Ende der Maskenpflicht – etwa beim Einkauf im Supermarkt – wäre das Ergebnis "verheerend", so die Befürchtung.  Man könne sich beim Einkauf im Supermarkt dann nicht einmal darauf verlassen, dass sich keine nachweislich Corona-Infizierten im Laden befinden. Die Arbeitgeber müssten auch weiterhin den Schutz vor Corona-Infektionen am Arbeitsplatz sicherstellen. Schon allein deshalb müsse verhindert werden, dass nachweislich Infizierte zur Arbeit erscheinen

Scharfe Kritik kam auch vom Sozialverband VdK: Der warf Bund und Ländern vor, jetzt vollkommen auf das "Prinzip Durchseuchung" zu setzen. Sehr alte Menschen, Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderungen und chronisch Kranke hätten zu Recht große Sorge vor einer Ansteckung mit Corona und seien auf Solidarität angewiesen.

Anordnung des Gesundheitsamts sollte wegfallen

Lauterbach sagte im ZDF, das wäre zur Entlastung der Gesundheitsämter auch sinnvoll gewesen. Das Signal aber, dass ein Infizierter selbst über eine Isolation entscheide, sei "so negativ, so verheerend", dass es an diesem Punkt eine Veränderung geben müsse. Der "symbolische Schaden", Corona sei nicht gefährlich, sei so verheerend, dass man diese Isolationsordnung so nicht machen könne.

"Es bleibt dann dabei, wenn jemand krank ist, also hat sich infiziert, dann ordnet das Gesundheitsamt weiter an. Und wenn jemand nur Kontaktperson ist, und es ist Quarantäne, dann macht man es selbst." Für die Quarantäne brauche man die Gesundheitsämter nicht.

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