Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Profi-Fußball: Wenn Werte mit Öl beschmiert werden

Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Saudi-Arabien will im Profi-Fußball mitmischen. Vereine und Spieler können sich davon nicht lösen. Die Abhängigkeit wird größer.

Artikel teilen:

Beim Scrollen durch die sozialen Netzwerke beobachten Fußballfans in diesen Tagen immer wieder neue Transferankündigungen. Spieler wechseln für fragwürdige Rekordsummen zwischen den Clubs hin und her. Das Knacken der 100-Millionen-Euro-Marke ist bei Top-Spielern zum Standard geworden. Doch seit der vergangenen Transferperiode und nicht zuletzt auch wegen des Coups um Cristiano Ronaldo zeichnet sich eine neue Entwicklung ab: Saudi-Arabien will beim internationalen Top-Fußball immer mehr mitmischen.

Die höchste professionelle Fußball-Liga in Saudi-Arabien lockt mit fast grenzenlosen finanziellen Mitteln vor allem namhafte Altstars wie Ronaldo, Benzema oder Mané an den persischen Golf. Vor dem endgültigen Karriereende nochmal schnell die Rente aufstocken und als sportlicher Messias angehimmelt werden, wer kann da schon nein sagen? Mit ihrem Niveau stellt die saudische Liga aber wohl noch keine wirkliche Konkurrenz zu den internationalen Top-Ligen dar.

Jedenfalls noch nicht. Denn am Ende geht's ums Geld. Und davon haben die Öl-Prinzen reichlich. So ist seit dieser Transferperiode bemerkbar, dass auch immer mehr Spieler im besseren Fußballalter den Wechsel in den Nahen Osten ins Auge fassen. Sind die großen Fußball-Adressen in Zukunft also neben Paris, Madrid und München auch in Riad oder Dschidda anzutreffen?

"Spätestens sobald sich die Clubs selbst ins Knie schießen, weil sie durch die Ablehnung der Öl-Millionen nicht mehr konkurrenzfähig sind, droht jeder Werte-Kompass verloren zu gehen."

Eigentlich haben nicht erst die Transfers in die saudische Liga, die in der westlichen Fußball-Welt mit Sorge betrachtet werden, vielen Fans sauer aufgestoßen. Sponsorings wie bei den Bayern durch Qatar-Airways sorgen seit Jahren für Unruhen bei ihren Anhängern. Club-Übernahmen wie bei Newcastle United oder die ständigen Investitionen des katarischen Scheichs bei Paris St. Germain zeigen: der Einfluss des Nahen Ostens auf den Fußball weitet sich immer weiter aus.

Schaut man sich die bisherigen Ambitionen des saudischen Staatsfonds an, lässt ein Blick auf die aktuelle Entwicklung beim Profi-Golf auch das letzte bisschen Fußballromantik dahinschwinden. Hier hat das durch Saudi-Arabien finanzierte  "LIV Golf" die bisher etablierte  "PGA Tour" finanziell stark unter Druck gesetzt. Hervorgegangen ist ein Zusammenschluss, bei dem der saudische Staatsfonds als Geldgeber Sonderrechte erhält und das Land so direkten Einfluss auf Entscheidungen nehmen kann. 

Auch die Fußballvereine können dem finanziellen Druck immer seltener standhalten. Bereits seit Jahren fließt das Geld der Öl-Riesen in den Profi-Sport, die Auswirkungen werden erst langsam bemerkbar. Spätestens sobald sich die Clubs selbst ins Knie schießen, weil sie durch die Ablehnung der Öl-Millionen nicht mehr konkurrenzfähig sind, droht jeder Werte-Kompass verloren zu gehen. Die Abhängigkeiten erhöhen sich weiter. Ich meine: Wer heutzutage ehrlichen Sport sehen will, geht lieber auf den örtlichen Amateurplatz. 


Zur Person:

Das neue E-Paper ist da: Mit einem deutlich besseren Lesekomfort inkl. Vorlesefunktion, täglichen Rätseln und einer Audiothek. Ab sofort erhältlich unter mein.om-online.de oder im App-Store bzw. Google-Playstore.  

Das könnte Sie auch interessieren

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Profi-Fußball: Wenn Werte mit Öl beschmiert werden - OM online