Ein Traumvotum war es nicht, mit dem Sebastian Lechner zum neuen Vorsitzenden der Niedersachsen-CDU gewählt wurde. Er erhielt von den Delegierten des Braunschweiger Parteitags 88,5 Prozent der Stimmen – das ist, was gemeinhin ein „ehrliches Ergebnis“ genannt wird. Der Dämpfer hat seine Ursache klar darin, dass Lechner als vormaliger Generalsekretär die Kampagne der vergangenen Landtagswahl verantwortet hat, bei der die Christdemokraten in Niedersachsen ihr schlechtestes Ergebnis seit 1955 eingefahren haben.
Die Ursachen hierfür sind freilich vielfältig, aber zur Wahrheit gehört jetzt auch dieser Umstand: Der Neustart der Niedersachsen-CDU soll mit einem Mann an der Spitze vollzogen werden, der zwar jung ist, aber eben gar nicht so neu an der Spitze. Und: Wenn die CDU nun auf Klartext auch in Sachen innere Sicherheit oder Integrationsprobleme setzt, muss gesagt werden: Lechner war zuvor lange Innenpolitik-Experte der CDU-Landtagsfraktion. Trotzdem wird hier Nachholbedarf in Sachen klare Kante gesehen.
Zu Lechner als neuem CDU-Chef gab es offenbar keine Alternative. Aufhorchen lässt zudem, wie sein Name fast immer im Verbund mit dem von Marco Mohrmann genannt wird. Selten war ein Generalsekretär so sehr in der Rolle des Hoffnungsträgers, der an der Basis mehr integrative Kraft als der Vorsitzende zu entfalten scheint. Die Aufgabe der neuen Spitze ist zwangsläufig eine doppelte: Profilschärfung und neuer Wählerzuspruch. Ob beides gelingt, muss sich erst zeigen – ist für die CDU als Volkspartei aber beinahe eine Schicksalsfrage.