Einen Marder pro Woche hatte Ukraines Botschafter Andrij Melnyk im April 2022 von Deutschland gefordert. Wäre die Bundesregierung seinem Vorschlag gefolgt, würde der letzte der jetzt von ihr angekündigten 40 Schützenpanzer in diesen Tagen an das angegriffene Land ausgeliefert. Melnyk, inzwischen stellvertretender Außenminister, legte denn auch wie gewohnt den Finger in die Wunde. Die richtige Entscheidung habe einen bitteren Beigeschmack, befand er. Mithilfe der Marder hätten in den vergangenen Monaten viele Menschenleben gerettet werden können.
Hätte, hätte, Panzerkette: Dass Olaf Scholz beim Thema Waffenlieferungen erneut ein Getriebener ist, hat sich der Bundeskanzler selbst zuzuschreiben. Anstatt endlich zu akzeptieren, dass Kremlherrscher Wladimir Putin an ernsthaften Friedensgesprächen kein Interesse hat und die Ukrainer für die Rückeroberung ihres Territoriums eben auch schwere Panzer benötigen, wiederholte Scholz gebetsmühlenhaft, keine Alleingänge unternehmen zu wollen. Das ist zwar klug, schließt aber eigene Initiativen nicht aus. Doch die waren bislang Fehlanzeige.
Eine Änderung der deutschen Zauderpolitik ist trotz des Durchbruchs beim Marder indes nicht zu erwarten. Mit seiner schnellen Absage an Leopard 2-Lieferungen gab SPD-Außenpolitiker Nils Schmid bereits einen Vorgeschmack auf die nächste Debatte. Die Argumente werden sich auf beiden Seiten kaum ändern. Und am Ende wird dann irgendwann auch diese selbst gesteckte rote Linie fallen. Führung sieht wahrlich anders aus.