Der Rücktritt von Christine Lambrecht als Verteidigungsministerin war lange schon überfällig. Zu viele Peinlichkeiten und so gut wie gar keine Reformimpulse – das ist das Fazit ihrer Amtsausübung.
Lambrecht war von Anfang an als Verlegenheitslösung eine Fehlbesetzung, konnte die Truppe nicht für sich einnehmen. Dann kam, wenige Monate nachdem sie die Ressortführung übernommen hatte, die „Zeitenwende“ durch den russischen Angriff auf die Ukraine – von Kanzler Olaf Scholz selbst als solche erkannt und proklamiert.
"Kein Umbau, sondern ein Aufbau ist das Ziel. (...) Mit Lambrecht wäre der Erfolg dieses Projekts sehr zweifelhaft."Giorgio Tzimurtas, Reporter
Für Deutschland bedeutet das auch, eine neue Sicherheitsstrategie aufzubauen, die notwendige Ausstattung inbegriffen. Es stehen 100 Milliarden Euro dafür bereit, um aus der Bundeswehr wieder eine ernstzunehmende Armee zu machen. Kein Umbau, sondern ein Aufbau ist das Ziel. Seither war klar: Mit Lambrecht wäre der Erfolg dieses Projekts sehr zweifelhaft.
Denn mit Kompetenz im Verteidigungsressort haperte es bei ihr offensichtlich – und eine überzeugende Einarbeitung war auch nicht erkennbar. Sie war eher die oberste Verwalterin als die Oberbefehlshaberin der Bundeswehr. Für deren Neuanfang war Lambrechts Rücktritt überaus hilfreich.
Das gilt auch mit Blick auf ihre katastrophale Außendarstellung. Wer, bitte schön, würde über den Ukraine-Krieg in einem Instagram-Video reden, wenn um ihn herum die Böller knallen? Ausgerechnet die Verteidigungsministerin inszenierte sich so. Und das dürfte den Druck auf sie erhöht haben, sich aus dem Amt zu verabschieden. Dass sie nun den Medien die Schuld für ihren Rücktritt gibt, ist ein weiteres Zeichen von Uneinsichtigkeit sowie von Realitätsferne.