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Keine Sonderrolle mehr

Thema: Mitgliederschwund bei den christlichen Kirchen – Die Mehrheit der Menschen in Deutschland gehört nicht den beiden großen christlichen Konfessionen an. Dem muss die Kirche Rechnung tragen.

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Es ist eine Zäsur: Erstmals stellen Mitglieder der zwei großen christlichen Konfessionen nicht mehr die Mehrheit in Deutschland. Zwar bekennen sich noch 22 Millionen Menschen bundesweit zur katholischen und 20 Millionen zur evangelischen Kirche, aber das reicht halt nicht für 50 Prozent.

Was heißt das nun für die Kirchen? Die Antwort "sie müssen sich ändern" liegt nahe, führt aber in die Irre. Schon vor den Missbrauchs- und Finanzskandalen in der katholischen Kirche war der Mitgliederschwund bei beiden Konfessionen massiv. Schon lange versuchen sie, mit Maßnahmen, Ideen, Projekten, Versprechen und Strukturreformen den Niedergang aufzuhalten. Genützt hat es nichts. Weder die Weihe von Priesterinnen in der katholischen Kirche noch die Abschaffung der Kirchensteuer würden den Trend umkehren.

Zum einen ist die deutsche Gesellschaft, nicht zuletzt durch Zuwanderung, vielfältiger als früher, auch in Glaubensfragen. Zum Zweiten ist die Gesellschaft säkularer geworden. Der Glaube an einen Gott, wie auch immer er heißen mag, ist nicht mehr selbstverständlich. Vielleicht auch, weil es angesichts all dessen, was auf der Welt passiert, nur schwer vorstellbar ist, dass es einen Gott gibt, der in der Not hilft.

Die Kirchen werden sich damit abfinden müssen, dass sie wie Vereine nur noch die Menschen ansprechen, die wirklich hinter ihren Zielen und Ideen stehen. Die wird es nämlich immer geben. Von ihrer Sonderrolle, von staatlich eingeräumten Privilegien und von dem Anspruch, gehört zu werden, müssen sie sich allerdings verabschieden.

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