Indien ist eine Chance

Dass sich der deutsche Blick nun nach Indien richtet, ist nach der Veröffentlichung der künftigen China-Strategie Berlins und dem brutalen Angriffskrieg Russlands in der Ukraine nur logisch. Die Bundesrepublik will wirtschaftlich unabhängiger werden vom gigantischen chinesischen Markt und braucht dringend neue Partner im Energiesektor, um die eigenen Energieziele mit dem Fokus auf mehr Klimaneutralität voranzutreiben. Grüner Wasserstoff aus Indien ist da sicherlich willkommen. Gleichzeitig ächzt Deutschland aber auch unter einem gravierenden Fachkräftemangel, bei dem die Hoffnung besteht, im bevölkerungsreichsten Land der Erde fündig zu werden. Doch: Dieser Schritt kommt reichlich spät.

Mehr als 10 Jahre ist es her, dass ein deutscher Wirtschaftsminister – damals noch in Person von Philipp Rösler – indischen Boden betrat. Andere Staaten haben Deutschland im Erschließen wichtiger neuer Wirtschaftsräume sowie dem Anwerben hochqualifizierter Fachkräfte aus der weltweit bekannten Kaderschmiede Indiens aufgrund dieser Ignoranz bereits deutlich den Rang abgelaufen. Deutschland droht also langfristig wirtschaftlich den Anschluss zu verlieren, sollten nicht schnell weitreichende Kooperationen in den Bereichen Energie, Freihandel und Fachkräfte geschlossen werden – nicht nur mit Indien, sondern auch mit anderen Staaten.

Wie schon im Bereich der Pflege etwa oder des demografischen Wandels haben es deutsche Regierungen immer wieder verpennt, frühzeitig ein zukunftsfähiges Fundament zu bauen und sich stattdessen auf dem Wohlstand des Landes ausgeruht. Diese Zeiten sind vorbei. Nun heißt es, klug zu handeln und den Blick vielleicht mal mehr als 10 Jahre vorauszuwerfen. Indien ist eine Chance.