Mit 650 Einsatzkräften ist die Polizei in sieben Bundesländern gegen mutmaßliche Sexualstraftäter vorgegangen. Es handelte sich um die erste Aktion der Norddeutschen Allianz zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt an Kindern, wie das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen mitteilte. Insgesamt seien bis Mittwochmittag mehrere hundert Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden. Dabei stellte die Polizei unter anderem diverse Datenträger wie Laptops, PCs und Smartphones sicher.
"Sexualisierte Gewalt an Kindern ist unerträglich", sagte Friedo de Vries, Präsident des LKA Niedersachsen, das die Federführung innehatte. Dem Aktionstag des Nordverbunds (LKA Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) hatten sich auch Berlin und Brandenburg angeschlossen.
"Mit diesem länderübergreifenden Einsatz haben wir mehrere hundert Täter und Täterinnen aus der Anonymität geholt."Friedo de Vries, Präsident des LKA Niedersachsen
"Wir wissen, dass Kinder im Durchschnitt sieben Anläufe benötigen, bis sie als Opfer sexualisierter Gewalt gehört werden", sagte der niedersächsische LKA-Präsident. Auch deshalb sei es wichtig, dass die Polizei geschlossen gegen die Verdächtigen vorgehe. "Mit diesem länderübergreifenden Einsatz haben wir mehrere hundert Täter und Täterinnen aus der Anonymität geholt", betonte de Vries.
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) sind die Fallzahlen im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie von 2021 zu 2022 erneut gestiegen. Ein Großteil der Ermittlungen beruht dabei auf Hinweisen des "National Center for Missing and Exploited Children" (NCMEC), einer US-amerikanischen Organisation. Im Jahr 2015 wurden dem Bundeskriminalamt (BKA) etwa 14.500 solcher Fälle aus den USA gemeldet, 2021 waren es schon 78.600 und 2022 sogar 136.500 Hinweise.
300 Einsatzkräfte, mehr als 200 Durchsuchungsbeschlüsse
In vielen Fällen handele es sich bei dem vom NCMEC übermittelten Beweismaterial um einzelne Fotos oder Videos, die insbesondere durch Jugendliche oder Kinder unbedacht versendet würden, erläuterten die Ermittler. Diese Inhalte dürften auf keinen Fall geteilt werden, warnten die Beamten. Wer sogenannte kinderpornografische Inhalte im Internet oder in sozialen Netzwerken entdecke, solle die Adresse dieser Seite sofort der für den Wohnsitz zuständigen Polizeidienststelle mitteilen. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich sei hoch.
In Niedersachsen vollstreckten 300 Einsatzkräfte mehr als 200 Durchsuchungsbeschlüsse, aufgeteilt auf die Polizeidirektionen Hannover, Braunschweig, Göttingen, Osnabrück, Oldenburg und Lüneburg, wie das LKA in Hannover mitteilte.