Häusliche Gewalt nimmt in Deutschland immer weiter zu. Und das nicht erst seit den pandemiebedingten Lockdowns. Seit Jahren sprechen die Statistiken eine klare Sprache. 240.547 Menschen wurden laut des neuen Lageberichts des BKA im vergangenen Jahr Opfer häuslicher Gewalt – ein Anstieg um 8,5 Prozent im Vergleich zu 2022. In dem Bericht verweist das BKA auf das hohe Dunkelfeld – und erhebliche geschlechtsspezifische Auffälligkeiten. Denn: Mehr als 70 Prozent der Opfer waren Frauen.
Häusliche Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist kein Privatproblem. Oft wird es aber als solches in der Gesellschaft behandelt. Auch ist es nicht, wie fälschlicherweise oft angenommen, ein Einwanderungsproblem. Denn zwei Drittel der Täter sind Deutsche.
"Was hinter verschlossenen Türen passiert, muss und soll nicht dort bleiben."Lisa Bernhardt
Das Problem liegt meistens in falscher Erziehung und Sozialisation. Männern wurde oft beigebracht, Gefühle zu unterdrücken und Gewalt und Aggressivität als Teil ihres „Mannseins“ zu akzeptieren. Frauen und Mädchen hingegen wurde erzählt, dass über so etwas nicht gesprochen wird. "Was im Schlafzimmer passiert, bleibt im Schlafzimmer." Wir erinnern uns, dass erst 1997 Vergewaltigung in der Ehe strafbar geworden ist. Damals stimmten 138 Abgeordnete dagegen – darunter auch der heutige CDU-Vorsitzende Friedrich Merz.
Gewalt gegen Frauen ist Alltag und wurde viel zu lange nicht thematisiert. Was hinter verschlossenen Türen passiert, muss und soll nicht dort bleiben. Um Gewalt gegen Frauen zu verhindern, kommt es aber nicht nur auf die Erziehung an. Es liegt an Politik und Staat, mehr Verantwortung zu übernehmen und besonders mehr Geld für Kampagnen, Aufklärungsarbeit, Ursachenforschung und Nichtregierungsorganisationen, die Frauen helfen, locker zu machen. Die Ampel-Regierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, mehr gegen häusliche Gewalt zu unternehmen. Dem müssen jetzt Taten folgen.