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Eine Bilanz des Synodalen Weges: Der Zweifel nagt weiter

Thema: Das letzte Treffen des katholischen Reformprozesses – Ist der Synodale Weg jetzt Sieg oder Niederlage? Das hängt von der Sichtweise ab: Die Bilanz fällt zwiespältig aus.

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Sieg oder Niederlage? War der Synodale Weg, auf den katholische Laien ihre Bischöfe angesichts atemberaubenden Missbrauchs gezwungen haben, ein Erfolg?

Sehen wir es positiv: Mögen Rom und weite Teile der Weltkirche in der Vergangenheit verharren - die Katholiken in Deutschland haben sich auf den Weg in die Gegenwart gemacht. Zahlreiche Beschlüsse blasen ordentlich Frischluft in die Kirchen: Das unmissverständliche Einfordern des Frauendiakonats, die Aufforderung an den Papst, den Pflichtzölibat zu überprüfen oder der feste Wille der großen Mehrheit der Bischöfe, auch homosexuellen Paaren und Geschiedenen künftig Gottes Segen zu spenden. Das sind Fortschritte, die noch vor 10 Jahren unvorstellbar erschienen.

Vielleicht der größte Hoffnungsschimmer: Der Geist der Synodalität, eines gleichberechtigten Miteinanders und Entscheidens von Laien und Priestern, ist hierzulande aus der Flasche. Es ist der Heilige Geist. Entstehen kann im besten Falle eine europäische, vielleicht sogar weltweite Reformbewegung gegen die vatikanische Orthodoxie.

"Auf dem synodalen Weg haben sich die Machtstrukturen in der katholischen Kirche bei allem guten Willen noch keinen Zentimeter zum Besseren verändert."Ulrich Suffner, Chefredakteur OM-Medien

Sehen wir es negativ: Auf dem Synodalen Weg haben sich die Machtstrukturen in der katholischen Kirche bei allem guten Willen noch keinen Zentimeter zum Besseren verändert. Im Bemühen, Beschlüsse auch für reaktionäre Bischöfe zustimmungsfähig zu machen, akzeptieren katholische Laien weiterhin vielfältige diskriminierende Strukturen.  Die Antwort des Papstes auf die formulierten Bittbriefe ist offen. Rigorose Ablehnung erfährt im Vatikan die Idee des Synodalen Rates. Gewaltenteilung in der katholischen Kirche ist auch in Deutschland weiterhin nicht mehr als eine Hoffnung. Daraus muss man nüchtern schließen, dass sexuellen Missbrauch und andere Verbrechen auch in Zukunft möglich erscheinen, wo klerikale Macht sie duldet.

Die Bilanz fällt also zwiespältig aus. Es ist fraglich, ob das Erreichte ausreicht, den Exodus der Frustrierten aus der Mitte der Gemeinden zu stoppen. Guter Wille ist spürbar. Neues Vertrauen wächst. Aber auch der Zweifel nagt weiter.

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