Der Anspruch, den sich Karl Lautrbachfür seine Krankenhausreform gegeben hat, ist hoch. "Die Medizin wird wieder in den Vordergrund der Therapie gestellt und folgt nicht der Ökonomie", kündigte der Gesundheitsminister bei der Vorstellung seiner Pläne an.
Das klingt nach einem großen Wurf und tatsächlich gehen die Reformvorschläge eine Reihe von Problemen an, an denen das System seit Jahren krankt. Da wäre die umstrittene Fallpauschale, die Kliniken dazu verleitet, möglichst viele und möglichst billige Behandlungen vorzuziehen. Allein ihre Abschaffung wäre die ganze Arbeit wert, doch auch die übrigen Vorhaben könnten dazu beitragen, die Krankenhauslandschaft zu verbessern.
Für viele könnte bald die Stunde der Wahrheit kommen
Das Konzept weist jeder Klinik ihren Platz zu. Kleinere Häuser werden nicht mehr über die Grundversorgung hinaus planen dürfen. Ob sich jeder Standort wird halten lassen, ist dennoch zu bezweifeln. 2019 hatte eine Studie der Bertelsmann-Stiftung vorgeschlagen, die Zahl der Kliniken von mehr als 1600 auf etwa 600 zu reduzieren. Für viele könnte bald die Stunde der Wahrheit kommen.
Dafür müssten diejenigen, die übrig bleiben, sich nicht mehr auf einen sinnlosen Wettbewerb um Patienten einlassen. Sie erhielten eine gesicherte Finanzierung, die sich nicht an der Zahl der Hüft-Operationen orientiert, sondern – ähnlich wie bei der Feuerwehr – der Daseinsvorsorge dient. Lauterbach hat erkannt: Das System muss laufen. Mit der Gesundheit von Menschen Gewinne zu machen, ist jedoch ein Irrtum, der so schnell wie möglich korrigiert werden sollte.