Der Vertrauensverlust der katholischen Kirche ist immens, er ist umfassend und flächendeckend. So viele Menschen wie noch nie kehren in Deutschland der Kirche den Rücken. Verwunderlich ist das nach dem jahrzehntelangen Vertuschen, Verleugnen und Verharmlosen von sexuellen Missbrauchsfällen gewiss nicht. Auch, dass die Kirche in der Corona-Pandemie keine Antworten gefunden und den Gläubigen keinen Halt geboten hat, trägt zu dem massiven Bindungsverlust der Menschen bei.
Immerhin, deutschlandweit räumen die Bischöfe inzwischen Fehler ein und geloben Besserung, indem sie eine neue, offenere Beziehung zu den Gläubigen aufbauen wollen. Doch höchstwahrscheinlich kommen diese Bemühungen erstens zu spät und zweitens werden sie nicht ausreichen, weil der Vatikan bremst.
"Aus der Zeit gefallene Relikte wie Zölibat und Unfehlbarkeitsanspruch werden so schnell nicht abgeschafft. Dafür wird spätestens der Vatikan selbst sorgen."Stefan Freiwald
Sie kommen zu spät, weil der Vertrauensverlust zu weit fortgeschritten ist. Kaum anzunehmen, dass die Menschen, die ihren Glauben verloren haben, scharenweise zurückkehren, auch wenn Skandale nun aufgeklärt werden und Straftäter innerhalb der Kirche nach vielen Jahrzehnten nun nicht mehr gedeckt werden – also endlich das umgesetzt wird, was eigentlich selbstverständlich ist.
Die Bemühungen um strukturelle Reformen der Kirche werden nicht weit genug reichen. Aus der Zeit gefallene Relikte wie Zölibat und Unfehlbarkeitsanspruch werden so schnell nicht abgeschafft. Dafür wird spätestens der Vatikan selbst sorgen. Die Kurie stellt sich weiter stur, wie am Festhalten des Papstes an Erzbischof Rainer Maria Woelki klar zu sehen ist.