Es hätte der Sommer der Deutschen Bahn (DB) werden können: 9-Euro-Ticket, die zurückkehrende Reiselust nach 2 geplagten Corona-Jahren und die vielfach umworbene Verkehrswende. Alles klang vielversprechend.
Stattdessen finden sich Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wieder mal im Chaos wieder – und das mit Ansage. Denn bei der DB wird seit Jahren nur reagiert statt agiert.
Es gibt mehr Verspätungen. Verbindungen werden gestrichen. Einige Bahnhöfe werden nicht mehr angefahren. Klimaanlagen gehen kaputt: Nicht viel Neues, möchte man meinen. Dieser Sommer sprengt jedoch alles bislang Vorstellbare: Reisende (auch wohl wegen des 9-Euro-Tickets) verpassen ihre Anschlüsse, weil jeder 3. Zug im Schnitt 5 Minuten zu spät kommt. Die Folge: Die nächsten Verbindungen sind oft überfüllt. Reisen mit Komfort: Die Deutsche Bahn macht's möglich.
Man hat wieder mal die Augen verschlossen
Die Misere betrifft allerdings nicht nur den Personenverkehr. Bei den Güterzügen sind die Verspätungen teils einige Tage lang. Es werden schon nächste Aufträge abhelehnt, weil niemand hinterherkommt. Die „Verlagerung von der Straße auf die Schiene“ sieht anders aus.
Und wieder reagiert man erst, wenn die Katastrophe bereits eingesetzt hat. Wieder schiebt man, wie Wissing, die Schuld auf andere, bemüht sich selbst kaum, dass etwas besser wird. Stattdessen müssen Bahnfahrende erst abgeschreckt werden, um dann mit womöglich noch weniger Komfort oder pünktlich fahren zu können bei all den Neuerungen der maroden Schienennetze.
Ein vorhersehbares Chaos. Man hat mal wieder die Augen geschlossen. Vielleicht, weil man nichts sehen wollte.