Wer das Video der Verteidigungsministerin gesehen hat, dürfte einige Worte auf den Lippen haben: absurd, weltfremd, bizarr. Da steht Christine Lambrecht mitten in der Berliner Silvesternacht. Um sie herum zünden Raketen, krachen Böller. Doch neben der optisch und akustisch völlig missglückten Videobotschaft zum Jahreswechsel ist es vor allem der Inhalt – und jetzt kommt noch ein Schlagwort – der verstörend ist.
Ausgerechnet die Verteidigungsministerin spricht von einem Krieg, der "mitten in Europa tobt", als wäre es eine Art Unwetter. Sie vermeidet es, die Katastrophe überhaupt beim Namen zu nennen: der russische Angriff auf die Ukraine. Stattdessen resümiert sie das Jahr mit abgedroschenen und inhaltsleeren Phrasen wie "besonderen Eindrücken", die sie "gewinnen" (!) konnte – und "vielen Begegnungen mit interessanten und tollen Menschen".
Die Ministerin hat im letzten Jahr keine gute Arbeit geleistet
Von Tod, Verzweiflung, einer Bedrohung für Europa ist nichts zu hören. Es spiegelt in keinster Weise das wider, was auch im Alltag der Deutschen angekommen ist: Energie-Krise, Inflation, die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine. Lambrechts Worte klingen eher danach, als ob die vergangenen Monate einen Mehrwert ihrer persönlichen und politischen Karriere darstellen. Aber genau die sollte jetzt nach diesem Video enden.
Die Ministerin hat im letzten Jahr nicht nur keine gute Figur gemacht, sie hat auch keine gute Arbeit geleistet. Wer auch immer auf die wirklich dämliche Idee dieses Videos gekommen ist: Es unterstreicht noch einmal, dass Lambrecht nicht mehr tragbar ist.