Ein schwacher Bildungsstand in Niedersachsen: Kultusministerin Julia Willie Hamburg will herausfinden, wie es sein kann, dass ein erheblicher Teil der Kinder, der die Grundschule verlässt, nicht wie erforderlich schreiben, rechnen und lesen kann. Dabei liegt das wohl größte Problem auf der Hand: akuter Lehrermangel.
Schon vor Schuljahresbeginn meldete die Bildungsgewerkschaft GEW, dass den Schulen in Niedersachsen rund 7000 Lehrer fehlen. Um die fehlenden Kräfte ansatzweise zu ersetzen, müssen die Pädagogen zum Teil fachfremden Unterricht erteilen – also Experten in Fächern sein, die sie gar nicht erlernt haben. Das geht auf Dauer an die Belastungsgrenze.
"Junge motivierte Pädagogen sollten nicht 'verheizt' werden, bis sie schon nach kurzer Zeit vor dem Burn-out stehen."Meike Wienken
So erreicht nur jeder vierte Lehrer an den allgemeinbildenden Schulen, der aufhört, das Regelalter – an den Berufsschulen sogar nur jeder fünfte. Viele entschieden sich trotz Lohnverzichts für einen früheren Ruhestand, weil sie am Ende ihrer Kräfte sind, erklärte GEW-Landesvorsitzender Stefan Strömer.
Wichtig ist es daher, dass der Job attraktiv bleibt. Junge motivierte Pädagogen sollten nicht "verheizt" werden, bis sie schon nach kurzer Zeit vor dem Burn-out stehen. Und außerdem: Wenn die Lehrkräfte sich in fachfremden Gefilden bewegen müssen, sollten sie auch entsprechend bezahlt werden. Zudem braucht es mehr Flexibilität bei den Einstellungen, insbesondere, um Anreize für Quereinsteiger zu schaffen.
Klar ist aber auch: Die Versäumnisse in der niedersächsischen Bildungspolitik sind ein parteiübergreifendes Problem. Daher sollten die Politiker Schluss machen mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und stattdessen endlich etwas ändern.