Außenministerin Annalena Baerbock hat Brasilien angesichts von Einflussversuchen Chinas und des russischen Kriegs in der Ukraine eine Zusammenarbeit der Demokratien angeboten. "Lassen Sie uns die Hände reichen und gemeinsam eine Zukunft gestalten, von der wir alle profitieren", sagte die Grünen-Politikerin in einer Rede in der brasilianischen Wirtschaftsmetropole São Paulo.
Entscheidend seien nachhaltige Handelsbeziehungen, die allen Seiten nützten, der Kampf gegen einseitige Abhängigkeiten und eine gemeinsame Kraftanstrengung zur Eindämmung der Klimakrise.
Baerbock und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) waren zu Reden zum Thema Demokratie von einer der wichtigsten Denkfabriken Lateinamerikas eingeladen worden, der Fundação Getulio Vargas (FGV). Die FGV ist eine Hochschule für Verwaltung, Wirtschaftswissenschaften und Jura. Brasilien ist mit seinen etwa 215 Millionen Einwohnern wichtigster Handelspartner Deutschlands in Südamerika.
Mehr als 1000 deutsche Unternehmen sind in São Paulo ansässig
Die Welt befinde sich in einem radikalen Umbruch, der die Handlungsfähigkeit der Demokratien herausfordere, warnte Baerbock. "Dabei fließen Sicherheitspolitik und Wirtschaftspolitik immer stärker ineinander über." Mehr als 1000 deutsche Unternehmen machten São Paulo zum größten Standort der deutschen Wirtschaft außerhalb Europas. Deutsche Unternehmen seien zudem für jeden zehnten Dollar der Wertschöpfung der brasilianischen Industrie verantwortlich.
Autoritäre Regime wollten die Welt in Einflussspähren aufteilen und Länder unterwerfen, statt die selbstbestimmte Entwicklung aller Staaten zu respektieren, sagte die Ministerin, ohne Peking direkt zu erwähnen. China ist seit 2009 wichtigster Handelspartner Brasiliens. Für Peking ist Brasilien vor allem für die Rohstoffbeschaffung bedeutsam, auch für landwirtschaftliche Produkte.
Eindringlich warb Baerbock für einen Abschluss der Verhandlungen über das Mercosur-Handelsabkommen – nach einer Ergänzung durch Verbindlichkeit bei sozialen, nachhaltigen und ökologischen Kriterien. Mercosur sei in diesen Zeiten mehr als nur ein Handelsabkommen. "Es ist auch eine geopolitische Antwort auf Fragen in all unseren Gesellschaften zum Mehrwert von Demokratie", sagte die Ministerin mit Blick auf China. Es könne gezeigt werden, dass Demokratien und nicht Autokratien Lösungen brächten.