Reform oder Reaktion? Wohin die katholische Kirche in Deutschland steuert, ist auch nach der Herbstversammlung ihrer Bischöfe nicht richtig klar geworden. Sicher ist: Eine Mehrheit im Episkopat wünscht sich Veränderungen. Bei den Kirchenmitgliedern dürfte das Kräfteverhältnis ohnehin längst feststehen.
Dass sich trotzdem kaum etwas bewegt, liegt vor allem an den Beharrungskräften im Innern. Die Gruppe der Bischöfe, die offen oder im Verborgenen gegen den Synodalen Weg arbeitet, ist zwar klein, aber sehr einflussreich. Sie nutzt ihre guten Drähte nach Rom, wo nationalen Alleingängen traditionell misstraut wird. Das Beispiel des Schweizer Kurienkardinals Koch, der einen unseligen Nazivergleich nicht scheut, um die Bemühungen auf liberaler Seite zu verunglimpfen, macht deutlich, mit welch harten Bandagen derzeit gekämpft wird.
Am Ende entscheidet ohnehin Rom. Das wissen auch die Reformbischöfe und einigten sich mit ihren Kontrahenten in Fulda auf einen Pressetext, in dem zwar Vieles steht, aber nur wenig gesagt wird. So heißt es unter anderem, das Zueinander von Tradition und Veränderung sei verantwortungsvoll so auszuloten, dass die Kirche weder modischen Trends hinterherlaufe noch gegenwartsblinden Traditionalismen verhaftet bleibe. Damit kann ziemlich viel gemeint sein. Offenbar wollten es die Würdenträger nicht auf einen Streit auf offener Bühne ankommen lassen. Der Showdown wurde noch einmal vertagt. Ausweichen können ihm die Bischöfe irgendwann aber nicht mehr.